Altbergbau, historischer Bergbau, Bunkeranlagen, U-Verlagerungen, Luftschutzstollen und Lost Places

Schiefergrube Stadtmusikant

Schiefergrube Eselspfad im Sauerthal

Ein Blick durch das Tal lässt uns das saftige Grün der mächtigen Bäume erspähen. Im Anschluss der Wipfel sieht es aus, als würde das Meer beginnen. Der tiefblaue Himmel wird nur noch von der Nachmittagssonne dominiert. Als hätte sich die Sonne extra für uns mittig über dem Tal ausgerichtet. Sie steht beinahe senkrecht über uns und weist den Weg nach Süden. Der Waldweg auf dem wir uns bewegen, wird zur Linken von einem Bach begrenzt. Dieser grenzt wiederum an einen stark bewaldeten Hang. Zur Rechten erhebt sich ebenfalls ein durch Mischwald bedeckter und natürlich wild anmutender Hang.

Eine leicht kühle Brise, welche sich vom kalten Bachwasser nährt, weht uns immer wieder um die Nase. Als wolle uns der kühle Windhauch einen kleinen Vorgeschmack geben. Ein Vorgeschmack auf die kühle Luft in der Grube, welche wir suchen. Schließlich erblicken wir rechts, etwa 50 Meter über uns eine kleine Halde. Sie erstreckt sich beinahe bis zum Weg, auf dem wir stehen. Schon nach wenigen Metern hangaufwärts finden wir die ersten Schieferplatten. Es war sofort erkenntlich, dass diese bereits durch die Hände der Spalter mit ihren Werkzeugen gegangen waren. Unvollendet und zum Teil gespalten sowie zugerichtet ließ man sie zurück.

Beim Spalten konnten die Schieferplatten mittels Klöppel und Spalteisen in 4-6 mm starke Platten gespalten werden. Anschließend wurden die feinen Platten an den Rändern zugerichtet. Dabei bekamen sie ihre typische Form und konnten als Dach- und Wandschindeln ausgeliefert werden.

Wer zum Thema Schieferbergbau und die Bearbeitung von Schiefer mehr erfahren möchte, dem empfehle ich die Dokumentation „Schieferbergbau in der Eifel. Teil 1-3“. Zu finden auf meiner Seite „Untertage Dokumentationen 🔗".

Wir bewegten uns am Rand der Halde immer weiter hangaufwärts, bis wir schließlich oben angekommen waren. Auf der Halde war es absolut eben und grün. Vom grauen Schiefer war kaum noch etwas zu sehen. Die gesamte Halde ist mit Moos und kleineren Gräsern überwachsen. Wir gehen davon aus, dass eine Vielzahl von Kleintieren wie Reptilien die Halden bewohnen. Daher möchte ich jeden ans Herz legen, Halden nicht an ihren abfallenden Hängen zu queren oder zu betreten, sondern sich immer von der Seite zu nähern. Zumal ein Überqueren von Halden unnötig anstrengend und vor allem gefährlich ist. Ihr zerstört dabei wichtige Lebensräume! Die Kleintiere und eure Knochen werden es euch danken.

Anhand der vielen Reste von bearbeiteten Schieferplatten gehe ich stark davon aus, dass die Platten bereits auf dem Plateau der Halde gespalten und zugerichtet wurden. Platten, die während der Bearbeitung brachen oder einfach nicht mehr der Norm entsprachen, konnten direkt auf der Halde entsorgt werden.

Im Hang und unmittelbar an der Halde angrenzend, fanden wir schnell das ehemalige Mundloch. Es war nur noch ein kleiner Durchschlupf erhalten. Der enge Zugang bündelte den Wetterzug und die kühle Grubenluft strömte uns entgegen. Unmittelbar hinter dem Mundloch standen wir bereits in der ersten Abbaukammer. Durch die Kammer zog sich eine lange Versatzmauer, hinter der das unbrauchbare Material versetzt war. Die Stollen zeigten sich von ihrer schönsten Seite. Handgeschrämmt und standfest hielten sie den Weg durch die Grube frei. Kleine schmale Gassen und Treppen verbanden die Abbaukammern. Links und rechts türmten sich die Versatzmauern auf. Gestapelt wie Berge von Zeitschriften und Bücher. Einige neigten sich bereits bedrohlich nach vorne und verengten die schmalen Wege noch zusätzlich. Es machte schon einen leicht unaufgeräumten Eindruck. Mein erster Eindruck erinnerte mich an eine Messiewohnung, in der über lange Zeit Papier gestapelt wurde. Jeder Zentimeter sollte zum Ablegen der unbrauchbaren Schieferplatten genutzt werden.

Schiefergrube Stadtmusikant Eselspfad im Sauerthal - Versatzmauerung

In der letzten Abbaukammer fanden sich einige Knochen und Schädel von jungen Wildschweinen. Wie diese dort hingekommen sind, lässt sich leider nicht sagen. Doch gaben sie den sonst so grauen Schieferstollen etwas Farbe und machten ihn irgendwie lebendiger.

Album "Schiefergrube Stadtmusikant" erstellt am 05.04.2021 von Trümmer Lümmler
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