Traditionen, Religion und Symbole der Bergmänner
Schon seit Ewigkeiten werden Stollen von Menschenhand viele hundert Meter in den Fels getrieben und Schächte in den Schoß von Mutter Erde abgeteuft. Der Bergbau begegnet uns bereits als Kinder in Geschichten und Erzählungen wie die von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, die täglich zur Arbeit in ihren Stollen gingen.
Inhaltsverzeichnis
Schlägel und Eisen
Schlägel und Eisen sind die wichtigsten Werkzeuge, die von den Bergleuten im vorindustriellen Bergbau genutzt wurden.
Der Schlägel ist heute vergleichbar mit dem Fäustel. Ein hammerartiges Werkzeug, das mit der Hand geführt wird. Es dient dazu, auf das Eisen zu schlagen.
Das Eisen ist ein spitzes Werkzeug, vergleichbar mit einem Meißel. Zusätzlich besaß das Eisen ein Auge „Loch“ in der Mitte, in welches wie bei einem Hammer ein Stiel eingesetzt wurde.
Der Stiel der Eisen ließ sich einfach entfernen, somit konnten die Eisen ausgetauscht werden. Das ermöglichte ein Ersetzen stumpfer Eisen und bei Bedarf ein tieferes Eindringen in das Gestein.
So hält der Bergmann mit der linken Hand das Eisen am Stiel und mit dem Schlägel zur Rechten schlägt er auf das Eisen und bearbeitete so die Kluft von Hand. Schlägel und Eisen wurden immer gekreuzt abgelegt. Dabei wurde zuerst das Eisen und darüber gekreuzt der Schlägel abgelegt. Im dunklen Stollen waren die Werkzeuge so schnell griffbereit und konnten nicht vertauscht werden, was Unfällen vorbeugte.
Was ist des Bergmanns Symbol?
Des Bergmanns wichtigste Werkzeuge „Schlägel und Eisen“ bilden ebenso das Symbol der Bergmänner. Die gekreuzten Werkzeuge in Form eines Andreaskreuzes finden sich auf Endsteinen, Denkmälern und Wappen. Es entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und zeigt die beiden Werkzeuge, wie sie die Bergmänner nach Beendigung der Arbeit vor der Tagesöffnung abgelegt hätten. Die Ablage der Werkzeuge zeigt an, dass alle Bergmänner ausgefahren sind.
Die so abgelegten Werkzeuge wurden später auf die Endsteine von Mundlöchern übertragen und symbolisierten so, dass diese Grube im aktiven Betrieb stand. Seither findet sich das Symbol an den verschiedensten Stellen, hauptsächlich in Bergbauregionen wieder.
Schlägel und Eisen haben bis heute vorwiegend auf Stadtwappen die Zeit überdauert. So finden sich auf den Wappen der verschiedensten Bergbauregionen. Als Beispiel wäre die Stadt Kaub zu nennen, in welcher hochqualitativer Dachschiefer abgebaut wurde. Neben dem Anker und Fluss für die Rheinschifffahrt, der Traube für den Weinanbau, finden sich auch Schlägel und Eisen als Symbol für den Bergbau rund um Kaub.
Schlägel und Eisen finden sich ebenso im Stadtwappen von Annaberg-Buchholz. Hier wurden beide Wappen weitergeführt. Mehr über das Wappen von Annaberg-Buchholz findest du hier.
Wie werden stillgelegte Bergwerke gekennzeichnet?
Stillgelegte, genannt aufgelassene Bergwerke werden ebenfalls mit Schlägel und Eisen symbolisiert, allerdings ist in diesem Fall das Symbol um 180 Grad gedreht und steht gewissermaßen auf dem Kopf. Es zeigt nicht nur stillgelegte Bergwerke auf Karten an, sondern symbolisiert ebenso das sogenannte Schwarzbefahren.
Schlägel und Eisen in gedrehter Form, wie es auch in meinem Logo zu finden ist. In diesem Fall zeigt es das Interessengebiet „stillgelegte Bergwerke“ an. Also auch die Schwarzbefahrung, was nicht viel mehr bedeutet als das befahren (betreten) von stillgelegten und aufgelassenen Bergwerksanlagen. Schwarzbefahrer interessieren sich für die Geschichte stillgelegter Bergwerke und befahren diese zum Teil ohne Erlaubnis, worauf der Begriff Schwarzbefahrer zurückzuführen ist.
Schlägel und Eisen in gedrehter Form finden sich ebenfalls auf Landkarten, wie links im Beispiel zu sehen ist. Auf dieser Karte des VEB Bibliographisches Institut Leipzig wurden verschiedene außer Betrieb gesetzte Bergwerke verzeichnet und mit dem gedrehten Symbol markiert.
Warum sagen Bergleute Glück auf?
„Glück auf!“ ist der deutschsprachige Gruß der Bergmänner und entstand Ende des 16. Jahrhunderts im Erzgebirge. Glück auf! beschreibt die Hoffnung auf reichlich vorkommende Erze und ein unfallfreies Ausfahren nach der Schicht. Wie Schlägel und Eisen findet sich an vielen Mundlöchern ebenfalls ein Glück auf. Oftmals in Kombination, wie auf diesem Bild zu sehen ist.
Der Gruß fand auch Einzug in das Leben außerhalb des Bergbaus und ist bis heute überall bekannt. Der FC Schalke 04 und der FC Erzgebirge Aue begrüßen ihre Zuschauer mit „Glück auf!“. In den ehemaligen Bergbauregionen werden Merchandise-Artikel wie T-Shirts mit dem Aufdruck „Glück auf!“ immer beliebter. Der Gruß der Bergmänner verkörpert noch immer das Zugehörigkeitsgefühl bei den Menschen, die stolz auf ihre Wurzeln sind.
Man sagt nicht umsonst, Bergmann ist die stolzeste Berufsgruppe.
Was ist Bergmanns Lied?
Das Steigerlied, auch als Steigermarsch bekannt, ist ein Marsch, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Es ist in allen Bergbauregionen bekannt und ein fester Bestandteil von Bergparaden. Zudem wird es bei den Heimspielen vieler Fußballvereine wie den VfL Bochum oder Rot-Weiss Essen gespielt.
Nachfolgend eine schöne Version des Steigerlieds.
Wer ist die Schutzpatronin der Bergleute?
Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Eine frühchristliche Märtyrerin, welche einer Legende zufolge im 3. Jahrhundert in Nikomedien, der heutigen Türkei lebte. Ihr Vater sperrte sie in einen Turm, um sie vor der Welt zu beschützen. In der Gefangenschaft konvertierte Barbara zum Christentum. Als ihr Vater davon erfuhr, beschloss er, sie umzubringen. Barbara flüchtete und konnte in einen Felsspalt fliehen, der sich wie durch ein Wunder vor ihr öffnete.
Leider wurde sie dort von einem Hirten gefunden und verraten, sodass ihr Vater den Plan vollenden konnte. Dieses Ereignis führte schließlich dazu, dass Barbara fortan als Beschützerin der Bergleute verehrt wird.
Bergleute suchen ihre Fürsprache als Schutz vor Unfällen unter Tage. In vielen verlassenen Bergwerken finden sich nahe dem Mundloch kleine Nischen oder größere Aufstellorte. der sogenannte Barbaraort.
Hier war der Ort, an dem eine Statue der Barbara stand. Bei ihrer täglichen Einfuhr kam jeder Bergmann an ihr vorbei und bat sie um Schutz und dass er unverletzt wieder ausfahren würde.
Barbaraorte finden sich in so gut wie jedem Bergwerk, auch noch in der heutigen Zeit. Ob Bergbau oder Tunnelbau wie beim Projekt Stuttgart 21, die Heilige Barbara darf nicht fehlen. Im knapp 8 km langen Rennsteigtunnel (Thüringen) steht die Heilige Barbara im Barbaraort, gut sichtbar für jeden Autofahrer, der den Tunnel passiert.
Jährlich am 4. Dezember zum Anfang des Kirchenjahres ist der Barbaratag. Ein Gedenktag zu Ehren Sankt Barbara. Traditionell schneidet man an diesem Tag Zweige von Obstbäumen oder Weiden ab und stellt dies an einem hellen Ort in der Wohnung ins Wasser. Blühen die Zweige zu Weihnachten, soll dies Glück für das neue Jahr bringen.
Welche Gefahren birgt der Altbergbau?
Der Bergbau brachte bereits unseren Vorfahren Rohstoffe und Reichtum. Ohne den Bergbau könnten wir heute nicht mit den modernen Annehmlichkeiten leben. Doch brachte der Bergbau ebenso häufig den Tod, welcher sich bei Steinschlag laut näherte und Kumpel begrub oder einschloss. Oft zog der Tod aber auch durch Gase lautlos durch die Strecken.
In Regionen wie beispielsweise dem Erzgebirge findet heute nur noch vergleichsweise wenig Bergbau statt. In den vergangenen Jahrhunderten war dies anders. Das Erzgebirge ist durchzogen von tausenden Kilometer Stollensystem. Die verlassenen Grubenbaue sind bis zu mehreren hundert Jahre alt. Oft wurden die Gruben nicht kartiert oder die Kartierungen sind im Laufe der Zeit zum Beispiel durch Feuer zerstört worden. Diese enorme Masse an stillgelegten und vergessenen Altbergbau allein im Erzgebirge stellt heute eine große Gefahr dar. Die Bergmänner der Bergsicherung werden weiterhin etliche Jahrzehnte damit verbringen, die alten Grubenbaue zu sichern.
Immer wieder öffnet sich plötzlich der Boden. Alte Stollen und Schächte brechen ein und gefährden unsere moderne Infrastruktur. Oftmals an Stellen, wo vorher kein Bergbau verzeichnet oder vermutet wurde. Die dadurch entstehenden Bergschäden sind enorm. Dazu kommt die Klimawende, welche immer häufiger Starkregenereignisse mit sich führt. Für den Hochwasserschutz müssen die alten Wasserlösestollen saniert und geschützt werden. Ähnliches passiert im Ruhrgebiet.
Nach dem Kohleabbau sackt die Region immer weiter ab. Viele Flächen haben sich bis zu 30 Meter abgesenkt. Bäche die einst in den Rhein liefen, laufen heute rückwärts und müssen gepumpt werden. Wichtige Ackerflächen versumpfen und werden unnutzbar. Es entstehen enorme Schäden an Häusern, die in Schieflage geraten. Straßen werden rissig und sacken ab. Das Wasser muss auf ewig mit riesigen Pumpwerken abgepumpt werden. Ohne diese Pumpwerke würde eine westfälische Seenplatte entstehen und 5 Millionen Einwohner bedrohen. Die RAG Stiftung ist verpflichtet, Millionensummen für die Folgeschäden in die Hände zu nehmen. Man spricht hier von Ewigkeitslasten.
In Bezug auf das Betreten von Stollen und Schächten birgt der Altbergbau weitere Gefahren. Dazu kannst du mehr in meinem Beitrag Gefahren im Altbergbau lesen.
Wie unterscheidet sich historischer Bergbau von modernem?
Zur weiteren Unterteilung müssen wir zwischen historischem und modernem Bergbau unterscheiden. Der Umbruch zwischen historischem und modernem Bergbau wird mit Ende des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts angegeben. Allerdings existierten bereits früh technische Einrichtungen wie Dampffördermaschinen, welche einen Meilenstein im Bergbau darstellten. Wo vorher Pferdegöpel die Lasten zu Tage förderten, übernahmen dies nun Maschinen. Eine genaue Grenze zwischen den Epochen ist hier sicherlich schwer zu ziehen.
Was ist Altbergbau für mich persönlich?
Oft höre ich die Frage, was mich an Bergwerken interessiert. Es sei doch da unten dunkel und man sehe nichts anderes wie Gestein und werde dreckig. Jeder hat eine Verbindung zu seinem Hobby und die damit einhergehenden Interessen. In einer Modelleisenbahn sehe ich auch nur eine Modeleisenbahn.
Für mich strahlt Altbergbau Ruhe aus. Altbergbau hat so viele Gesichter und Facetten. Sein maroder Charme ist immer wieder einzigartig. Mich fasziniert die Technik und die Handwerkskunst. Anspruchsvolle Arbeit, welche mit einfachsten Mitteln verrichtet wurden. Riesige Abbaukammern, hunderte Meter tiefe Schächte zeigen mir, wozu eine Handvoll Menschen imstande ist. Man bewegt sich in Räumlichkeiten, die nicht jeder zu sehen bekommt. Räumlichkeiten, in denen der Tag-Nachtrhythmus bedeutungslos wird. Dann ist da noch der Drang zum Abenteuer und Entdecken. Das Waldbaden füllt die inneren Akkus wieder auf. Und zu guter Letzt die Geselligkeit mit Gleichgesinnten.
All das und noch viel mehr ist für mich Altbergbau!
Der Bergbau und Altbergbau ist allgegenwärtig und wird die Menschen wahrscheinlich auf ewig ein Weggefährte bleiben.
Das Thema stillgelegter Bergbau/Altbergbau bildet heute einen wichtigen Bereich auf meiner Webseite und so möchte ich auch hier schöne und ansprechende Bilder, kombiniert mit informativen Texten bereitstellen. Entdecke jetzt viele Beiträge in verschiedenen Kategorien, die sich mit dem Thema Altbergbau beschäftigen.
Du möchtest den Altbergbau entdecken?
Dann sieh dich auf meiner POI-Karte um, dort findest du viele untertägige Anlagen in deiner Nähe. Diese kannst du ganz legal und sicher erkunden.