Von Bietigheim-Bissigen nach Unterriexingen verläuft die Landstraße L1110. Parallel zur Straße fließt die Enz aus Unterriexingen kommend in Richtung Bietigheim-Bissingen. Am gegenüberliegenden Enzufer befindet sich das imposante Backsteingebäude Rommelmühle. Die Rommelmühle war einst die modernste und leistungsfähigste Mühle in Württemberg und verfügte über einen eigenen Gleisanschluss. Bei einer Getreideverarbeitung von 24.000 Tonnen im Jahr war dieser sicherlich dringend nötig.
Kleiner Abstecher in Richtung Bahnhof
Die eingleisige Bahntrasse verlief von der Rommelmühle über die heutige Bahnhofstraße. Am jetzigen Kreisverkehr verließen die Gleise die Bahnhofstraße und führten über den heutigen Gleisweg unterhalb der Wohngebäude. Im weiteren Verlauf stieß die Trassenführung wieder auf die Bahnhofstraße, um schließlich auf das Bahnhofsgelände Bietigheim-Bissingen einzufahren.
Im Übrigen verdankt der Museumsbunker Ro1 dieser Bahntrasse sein Fortbestehen. Während die meisten Bunker der Neckar-Enz-Stellung nach dem Krieg von den Alliierten gesprengt wurden, war dies beim Ro1 nicht möglich. Die Gefahr einer Beschädigung der Bahntrasse durch die Sprengung war zu hoch und so wurde der Bunker lediglich übererdet.
Zurück zur Rommelmühle
In unmittelbarer Nähe zur Rommelmühle verband eine Brücke beide Enzufer miteinander. Heute existiert diese Brücke leider nicht mehr. Lediglich die beiden noch vorhandenen Brückenköpfe lassen das stählerne Design der ehemaligen Brücke erahnen. Das nachfolgende Bild zeigt die Rommelmühle samt Brücke im Jahr 1917.
Im April 1945 und somit nur einen Monat vor der Kapitulation der Wehrmacht wurde die ursprüngliche Brücke aus Verteidigungsgründen von den deutschen Pionieren gesprengt. Die im nächsten Bild zu sehende Brücke ist deutlich schmaler als die Brückenköpfe und lagert nach rechts versetzt. Ich vermute, dass es sich hierbei um eine provisorische Fußgängerbrücke handelt. Die Aufnahme ist aus Leo-BW.de und entstand im Jahr 1968.
In direkter Nähe zum nördlichen Brückenkopf befindet sich der Luftschutzstollen. Die Entfernung zur Brücke lässt vermuten, dass diese auch zum Erreichen des Luftschutzstollens gedient haben könnte.
Die Weinberge steigen an dieser Stelle steil an. Vom Enz Niveau bis auf den Panoramaweg sind es gute 50 Höhenmeter. Das heutige Eingangsbauwerk aus Stahlbeton ist zu einem späteren Zeitpunkt errichtet worden. Hinter der Tür führen 8 Stufen hinab, was meines Erachtens untypisch ist. Es könnte möglich sein, dass das Straßenniveau zur Bauzeit des Luftschutzstollens etwas tiefer lag. Dies ist natürlich rein spekulativ, aber nicht abwegig.
In der Regel fuhr man Luftschutzstollen bergbaulich auf. Das heißt ebenerdig oder leicht erhöht zum umliegenden Gelände. Der Stollen wurde dann mit einem leicht ansteigendem Gefälle aufgefahren. Das sicherte den Abfluss von eventuell eindringendem Wasser. Vereinfachte den Abtransport von Abraum und sicherte eine barrierefreie Nutzung des Stollens.
Die aufgefahrene Gesamtstrecke des in Muschelkalk getrieben Luftschutzstollens beträgt circa 170 Meter. Der Stollen sollte über zwei Zugänge erreichbar sein, wovon nur einer fertiggestellt wurde. Bei dem zweiten nicht fertig gestellten Zugang fehlen sicher nur noch ein paar Meter. Beide Zugänge sind nach wenigen Metern abgewinkelt und mit je zwei aufeinanderfolgenden Türen versehen. Die 90° Verwinklungen hätten im Fall einer Detonation vor dem Luftschutzstollen die Druckwelle gebrochen und am Eindringen gehindert.
Vor Ort habe ich den Luftschutzstollen grob vermessen und skizziert. Der Riss ist einigermaßen maßstabsgetreu und soll den Aufbau verdeutlichen.
Wer weitere Informationen und Details zu diesem Luftschutzstollen hat, kann gern die Kommentarfunktion nutzen oder sich per Mail (siehe Kontakt) melden. Verbesserungsvorschläge und neue Erkenntnisse sind erwünscht. Glück Auf!