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Richtig ausleuchten bei absoluter Dunkelheit - Langzeitbelichtung unter Tage

In diesem Beitrag möchte ich euch, das Ausleuchten bei Langzeitbelichtungen in absoluter Dunkelheit etwas näher bringen. Schon oft wurde ich angeschrieben und gefragt, wie ich meine Bilder ausleuchte. Ihr solltet natürlich bedenken, dass ich kein Fotograf bin, dennoch eignet man sich in jahrelanger Praxis einige Tricks an und baut so sein Wissen Stück für Stück aus. Auch werde ich versuchen alles so kurz wie möglich zu halten und euch trotzdem so viel Wissen wie möglich zu vermitteln.

Es würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Tipps und Anregungen in den Kommentaren postet. Vielen Dank

Was ist eine Langzeitbelichtung?

Eine Langzeitbelichtung ist einfach gesagt ein Bild, dass in einer bestimmten Zeit aufgenommen(belichtet) wird. Dabei handelt es sich meist um mehrere Sekunden, doch eine festgelegte Grenze gibt es hier nicht. In der untertage Fotografie ist diese Methode der Fotografie meist unerlässlich. Natürlich kann man auch ein Blitzlicht nutzen, doch entstehen dabei meist flache Bilder mit kleiner räumlicher Tiefe oder schlechten Spiegelungen im Wasser.

Dann mal los... Eure Kamera braucht einen manuellen Modus, welcher es euch ermöglicht die Auslösezeit, Blende und ISO manuell einzustellen. Besser wäre natürlich der Bulb Modus und ein Fernauslöser, dies ist natürlich kein muss, aber ich kann es nur empfehlen.

Vorteile im Bulb Modus mit Funk-Fernauslöser

  • ihr könnte die Belichtungszeit frei wählen, auch weit über 30 Sekunden
  • ihr könnt euch im Raum bewegen und aus verschieden Positionen ausleuchten
  • das Verwacklungsrisiko sinkt
  • ihr könnt beim Ausleuchten auch selbst im Bild stehen oder im laufen ausleuchten
  • ihr seid insgesamt einfach viel flexibler

Nachteil Manueller Modus

  • beim Auslösen kann die Kamerastellung verwackeln und ein Nachbearbeiten mit Ebenen in Photoshop ist kaum noch möglich
  • begrenzte Belichtungszeit, meist maximal 30s
  • feste Belichtungszeit in der ihr den gesamten Bildbereich ausleuchten müsst

Solltet ihr aber um den Manuellen Modus nicht herumkommen, wählt noch den Auslösetimer vor der Belichtung, so habt ihr noch etwas Zeit vor der Auslösung. Solltet ihr beim auslösen doch an die Kamera kommen, kann sich die Kamera bis zur Auslösung noch beruhigen.

Was ihr für die Langzeitbelichtung auch benötigt, ist ein Stativ, bei langen Belichtungszeiten muss die Kamera sicher und stabil stehen. Natürlich könnt ihr die Kamera auch auf einen Stein oder eine andere Unterlage legen. Empfehlenswert ist aber ein Stativ, in einem anderen Blogartikel habe ich schon das Togopod Patrick vorgestellt. Es muss nicht immer teuer sein, schaut euch einfach den Erfahrungsbericht an.

Habt ihr nun mit eurer Kamera den Bildausschnitt eurer Begierde fokussiert, könnt ihr den Bildbereich einmal grob ausleuchten, hierbei müsst ihr erst mal auf nicht viel achten. Das erste Bild dient nur zur Kontrolle, ob ihr den richtigen Bildausschnitt getroffen habt und der Fokus richtig liegt. Da wir gerade beim Fokussieren sind, ich zum Beispiel nutze so gut wie nur den Autofokus unter Tage. Ich mag es nicht im Dunkeln und mit einem Helm auf dem Kopf durch den Sucher zu schauen. Ich leuchte mit einer Taschenlampe einfach den Punkt an, auf den der Fokus liegen soll und betätige dann den Autofokus. Hierfür habe ich bei meiner Kamera die Einstellung so gewählt, dass der Autofokus über eine separate Taste angesprochen wird und nicht über die Auslösetaste. Mit der separaten Taste kann ich einmal fokussieren, ein versehentliches wiederholtes fokussieren(ggf auf einen falschen Fokuspunkt) ist dann kaum noch möglich. Ungewolltes fokussieren passiert schnell bei halb durchgedrückten Auslöseknopf ober versehentlich betätigten Fernauslöser. Liegt der Fokus dann auf einen anderen Punkt als beim ersten Bild, kann dies beim Bearbeiten der Ebenen in Photoshop, zu Probleme führen. Im schlimmsten Fall liegt der Fokus so schlecht, dass ihr eure Bildreihe nicht gebrauchen könnt.

Noch kurz zu den Einstellungen wie ISO, Blende und Zeit. Ich nutze meist Blende 8-10 und ISO 100-400. Nur ist es so, dass es keine Standardeinstellungen gibt. Viele Eigenschaften spielen hier zusammen, Raumgröße, Helligkeit der Lampe, die ihr nutzt, aber auch das Gestein macht eine Menge aus. Schwarzer Schiefer nimmt natürlich mehr Licht auf als heller Sandstein.

Hier ein zwei Bilder in unterschiedlichen Gesteinen mit meinen eingestellten Werten.

25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung helles gestein25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung dunkles gestein

Im zweiten Bild ist die Belichtungszeit zwar kürzer, aber der ISO Wert ist 4x so hoch und auch die Blende ist um eine Stufe weiter geöffnet. Hätte ich das zweite Bild mit ISO-100 und Blende 9 wie im ersten Bild geschossen, so würde die Belichtungszeit wahrscheinlich bei 60 Sekunden oder mehr liegen.

Sehr interessant fand ich auch immer die Videos von "Blende 8" auf Youtube, dort findet man gute Videoerklärungen zum Thema Blende, ISO und so weiter.

Wedeln

Jetzt zum Ausleuchten. Wenn ihr den Auslöser gedrückt habt, fangt ihr am besten mit den entfernten Stellen an und erst dann mit denen, die in unmittelbarer Nähe liegen. Zum Beispiel auf langen Strecken erst mit einem fokussierten Licht, so weit in den Tunnel wie möglich leuchten und auch ruhig etwas länger als im Nahbereich, dann erst die nähere Umgebung ausleuchten. Wichtig ist, dass ihr die Lampe immer bewegt und den Lichtkegel nicht auf eine Stelle haltet. Ihr könnt bestimmte Stellen etwas länger ausleuchten und sie damit hervorheben. Leuchtet den Raum etwas schneller aus und lasst euch dann bei dem Objekt, welches ihr hervorheben wollt etwas mehr Zeit, oder nutzt sogar eine andere Lampe mit kleinerer oder höherer Kelvin Zahl(Lichtfarbe).

Richtig schwierig wird es zum Beispiel in Räume wie seiger einfallende Abbaue die sehr eng und hoch sind. Hier muss man in der Nachbearbeitung meist mit Ebenen arbeiten. In solchen Räumlichkeiten besteht oft das Problem, dass wenn man die Ferne ausleuchtet, die unmittelbare Umgebung überbelichtet wird, bevor die Ferne fertig ausgeleuchtet ist. In diesen Räumlichkeiten arbeite ich immer mit mehreren Bildern, im Ersten leuchte ich immer die entfernten Stellen aus. Dann im nächsten Bild belichte ich die nähere Umgebung und schließe auch dieses Bild ab. Das mache ich bis alle Bildbereiche nach meiner Vorstellung belichtet sind. Später werden diese in Photoshop zusammengefügt. Dies ist meist die beste Lösung, alternativ kann man auch sehr schnell mit verschieden Taschenlampen arbeiten, doch dies erwies sich bisher immer für sehr schwierig und meist mit unbefriedigendem Ergebnis. Abhilfe kann hier eine fokussierbare Lampe schaffen, mit der ihr in die Ferne aber auch in unmittelbarer Nähe ausleuchten könnt.

Hier ein Bild in dem der hintere Stollenbereich mit einer leistungsstarken Taschenlampe mit einem sehr kleinen Spot ausgeleuchtet wurde. Mit diesem kleinen Spot konnte man den hinteren Bereich super ausleuchten, allerdings war diese für den vorderen Bereich absolut ungeeignet. So wurde der vordere Bereich dann mit einer flutigen Lampe ausgeleuchtet. Später habe ich die Bilder in Photoshop mittels Ebenen zusammengefügt.

25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung ebenen

Flitzen

Eine weitere interessante Möglichkeit zum Ausleuchten von langen Stollen oder anderen großen Räumen, ist das laufen, rennen oder durch die Stollen huschen. Hierbei muss aber vorab gesagt werden, dass dies schnell gefährlich werden kann. Bei dieser Methode sollte man die Sohle(Boden) nicht aus den Augen lassen.

Der Fokus liegt dieses Mal auf einen langen geraden Stollen, dieser soll möglichst weit ausgeleuchtet werden. Die Kamera ist aufgebaut und der gewünschte Bereich ist fokussiert. Nun drückt ihr den Auslöser und lauft mit einer Taschenlampe durch den Stollen und leuchtet diesen vor euch Kreisförmig aus. Wichtig ist dabei, dass die Lichtquelle immer von der Kamera weg leuchtet und auch ihr euch im Stollen immer etwas von links nach rechts bewegt. Lauft ihr einen geraden Pfad, können solche Geisterbilder entstehen.

25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung geisterbild g

Aber trotz der Geisterbilder und den streifigen ausgeleuchteten Abschnitten, kann man sehr gut erkennen wie tief das Bild wirkt und wie weit der Stollen in den Berg geht. Zum Vergleich hier noch das Bild, in dem nur aus unmittelbarer Nähe ausgeleuchtet wurde. Man sieht ganz klar, dass die Lampe nicht annähernd so weit ausleuchtete, wie ich es mit Laufen konnte.

25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung geisterbild normale belichtung

Räumlichkeiten

Aus Räumlichkeiten heraus beleuchten kann auch schöne Bilder entstehen lassen. Im nächsten Bild habe ich als Erstes den Gang ausgeleuchtet, dann bin ich von Zimmer zu Zimmer gelaufen und habe aus jedem heraus geleuchtet. Dadurch entsteht der Anschein, dass in den Zimmern Licht brennt. Man muss sich natürlich flott von Zimmer zu Zimmer bewegen und darauf achten, dass ihr nicht doch aus Versehen in Richtung Kamera leuchtet. Dies geht natürlich auch sehr gut im Berg, zum Beispiel im Kammerpfeilerbau können so schöne Bilder entstehen. Man bekommt einfach mehr tiefe in die Räumlichkeiten und kann gut das Auge auf bestimmte Bereiche lenken.

25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung zimmer kammern

Bei diesem Bild sieht man die Gefahr lauern. Wie ich weiter oben im Text schon schrieb, immer den Boden im Auge behalten. Warum zeigt sich hier ganz deutlich! Ein offener Kanal wie dieser kann schnell zu einem Unfall führen. Im Bergwerk könnte es sich dabei genauso gut um einen tiefen Schacht handeln. Wenn man sich beim Ausleuchten in einem dunklen Raum bewegt, hat Sicherheit oberste Priorität!

Gegenlicht

Da man ja nie allein im Berg unterwegs sein sollte und daher immer einen Mitbefahrer an seiner Seite hat, kann man sich ab und zu an diesen bedienen und ihn als Lampenhalter zweckentfremden. Ein sauber positioniertes Gegenlicht in luftfeuchter Atmosphäre, kann wunderbare Bilder hervorzaubern. Ich bevorzuge da meist das indirekte Gegenlicht. Bei diesem strahlt die Lampe gegen ein Objekt und wirft noch genug Licht am Objekt vorbei.

25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung gegenlicht indirekt

Ebenfalls kann man mit einer Lampe und passenden Abstand zur Kamera, direkt in Richtung Kamera leuchten. Das Licht der Lampe erscheint dann Sternartig.

Schatten und Konturen

Für mehr Schatten und Konturen könnt ihr beim Belichten des Bildes, nah am Boden oder an den Wänden entlangfahren. Gleise auf der Sohle und klüftiges Gestein an den Stößen, kann so schöne Schatten und Konturen erzeugen. Es muss ja nicht immer alles perfekt ausgeleuchtet sein, ein bisschen Raum für die Fantasie kann man ruhig lassen. 

Personen als Größenvergleich

Oft kann man die Größe eines Orts gar nicht richtig in Bilder fassen. Daher kann es meist sehr Hilfreich sein, wenn ihr gut sichtbare Personen im Bild positioniert. So können Betrachter die Größe der Räumlichkeiten viel besser wahrnehmen. Optimal wäre es, wenn die Person im Bild Kleidung trägt, die sich vom Rest etwas absetzt. Beim Fotografieren im Altbergbau oder Höhlen sind Schlaze ein guter Kontrast, getarnte Bundeswehrkombis sind da nicht ganz so optimal. Sucht im Bild die Person und deckt sie einfach mit dem Finger ab, die Raumgröße wird sofort relativiert und schlecht erkennbar. Wenn ihr Personen im Bild habt, müssen diese möglichst guten Stand haben. Sie können sitzen, stehen und sich dabei an der Wand anlehnen oder abstützen, Hauptsache sie stehen so ruhig wie möglich, um Verwacklungen zu vermeiden.

25092017 richtig ausleuchten langzeitbelichtung groesse erkennen

Weißabgleich Kelvin

Auch mit dem Weißabgleich eurer Kamera müsst ihr euch beschäftigen, dies ist unter Tage wie über Tage gleichermaßen wichtig. Je nach Kelvin Zahl(Lichttemperatur) und Gesteinsfarbe, kann die Farbgebung der Bilder stark abweichen. Es reicht schon, wenn der Akku, der zum Ausleuchten benutzten Lampe schwächer wird und sich dadurch die Lichtfarbe ändert.

Der Preis entscheidet?

Hier muss ich erst mal ganz klar nein sagen. Nicht der Preis entscheidet, sondern der Umgang mit Kamera und Licht. Die beste Vollformat Kamera bringt nichts, wenn man mit dieser nicht umgehen kann. Für das Erste ist das wichtigste nur ein Stativ und eine Kamera mit manuellem Modus, in dem ihr ISO, Blende und Belichtungszeit einstellen könnt. Dies können heute schon die meisten kompakten Kameras und Handys. Zum Experimentieren reicht diese erst mal aus. Warum direkt eine teure Kamera kaufen, wenn ihr vielleicht eine billige zum Antesten im Schrank zu liegen habt. Sollte diese dann euren Ansprüchen nicht mehr genügen, so könnt ihr immer noch zum Portemonnaie greifen. Solltet ihr feststellen, dass die Fotografie gar nichts für euch ist, habt ihr nicht unnötig Geld verbrannt! Dies muss aber jeder für sich selbst abwägen. 

Weitere Tipps

  • Sollten eure Bilder ständig verwackelt aussehen und dass, obwohl ihr ein Stativ benutzt? Dann kann dies am Bildstabilisator liegen. Dieser denkt, dass die Kamera wackelt, wenn ihr ausleuchtet und versucht das Bild zu stabilisieren, was natürlich nicht gelingt. Das Bild wirkt verwackelt, obwohl alles fest steht. Einfach den Bildstabilisator für die Zeit ausschalten. 
  • Sucher abdecken oder nicht mit der Taschenlampe in den Sucher leuchten. Es kann passieren, dass euer Bild Flecken bekommt oder überbelichtet ist, wenn ihr von hinten in den Sucher leuchtet. Vermeidet also mit der Taschenlampe, beim Ausleuchten in den Sucher zu strahlen.
  • Ihr habt Personen mit auf euren Bildern? Dann haltet die Belichtungszeit so kurz wie möglich, keiner kann 30 Sekunden absolut stillstehen.

Video

Hier werde ich in näherer Zukunft mal ein neues aufnehmen, dieses war eigentlich ein kleiner Test und ist schon was älter.

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Ihr habt noch Fragen oder Anregungen und wollt einen Kommentar zur Langzeitbelichtung loswerden? Dann benutzt einfach die Kommentarfunktion! Bis dahin Glück Auf!

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