Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als wir am Parkplatz ankamen. Am liebsten wäre ich in kurzer Hose durch den Wald gegangen. Doch der erste Blick zum Hang ließ mich zweifeln. Ich erblickte Farn, hohes Gras und einen ziemlich steilen Hang. Es war sofort klar, dass wir dort nicht ohne Zeckenkontakt hochkommen. Wir entschieden uns lieber zu schwitzen, anstatt als Wirt für diese Schmarotzer zu fungieren. Also Schlaz überziehen, Hose in die Socken und in die Gummistiefel schlüpfen. Nun alles noch mit etwas Zeckenspray einsprühen und dann kann die Post abgehen. Wir sind kaum ein paar Meter am Straßenrand entlanggelaufen und schon versuchte die erste Zecke an der Hose hoch zu krabbeln. Diese Plagegeister werden immer mehr. Ohne lange Hose und Zeckenspray gehe ich schon gar nicht mehr in den Wald.
Wir kämpften uns circa 30 Meter den Hang hinauf. Das erste Stück hatte es wirklich in sich. Die ersten Meter standen voll saftiger und brusthoher Brennnesseln, gefolgt von Brombeerpflanzen. Diese wollten uns partout nicht durchlassen. Als wir es endlich durch den Grünstreifen geschafft hatten, mussten wir noch eine ziemlich steile Passage erklimmen. Besonders der Materialtransport sollte sich hier als kleines Problem darstellen. Immer wieder wollte die Ausrüstung den Hang runterrollen und wir fanden selbst kaum halt.
Nach einigen Minuten sind wir dann endlich mit allen Ausrüstungsstücken oben angekommen. Wir setzten uns erst mal vor das Mundloch. Eine bessere und nachhaltigere Klimanlage gibt es nicht. Wir ließen uns die kalte Luft ins Gesicht strömen und verschafften uns so eine kleine Abkühlung. Wir waren nicht die einzigen im kühlen Luftstrom. Wie immer tummelten sich massig Insekten im Mundlochbereich. Eine Spinne mit gelb leuchtenden und kugelrunden Leib stach uns sofort ins Auge. Sie war gerade dabei, sich ihre nächste Mahlzeit zu sichern.
Dabei handelte es sich um die große Höhlenspinne, welche zum Höhlentier des Jahres 2012 ernannt wurde.
Wir schlichen uns vorsichtig unter den Insekten hindurch und starteten unsere Befahrung. Der Stollen wurde mit Schlägel und Eisen aufgefahren, im hinteren Bereich wurden Stöße und Firste nachgerissen. Die Grube fand erstmals Erwähnung um 1600, zu der Zeit wurde die Grube für einen Herzog ausgesäubert. Das enorme Alter ist Grund, warum sich der Beitrag in der Kategorie „Historischer Bergbau“ befindet.
Das Stollenprofil ist wunderbar ausgearbeitet. Die Schrämspuren sind deutlich erkennbar und zeigen die handwerklichen Anstrengungen. Die Bergleute kamen je nach Gestein nur wenige Zentimeter am Tag voran. Oftmals blieb es bei nur einem Zentimeter. Erschwerend kamen widrigen Bedingen dazu. Schlechtes Licht, Bekleidung und die ständige Feuchtigkeit in der Grube machten die Arbeit sicherlich nicht angenehmer.
Erst am Ende des Schachts mussten wir durch eine Engstelle seilen. Nachdem wir diese passiert hatten, standen wir im unteren Stollen der Grube. Das Mundloch ist leider verschüttet und somit ist die Sohle nur über die Abseilstrecke erreichbar. Die untere Strecke unterscheidet sich komplett von der oberen. Statt Schlägelarbeiten finden sich hier unten nur Bohrlöcher. Ich schätze, dass diese einmal nachgerissen wurde. Anders kann ich es mir nicht erklären. Auch in der Literatur ließen sich keine weiteren Informationen finden. Die Länge der unteren Sohle beträgt 120 Meter. Am Ende fanden wir ein schönes Gesenk. Dieses war allerdings mit Wasser vollgelaufen. Mit viel Licht waren Holzeinbauten zu erkennen, leider kann ich zur Teufe keine Angaben machen.
Rein spekulativ würde ich aber sagen, dass die untere Sohle in späteren Bergbauepochen nachgerissen wurde. Mit Hilfe des unteren Stollen wurde das Gesenk abgeteuft. Es ist zu vermuten, dass die Bergleute den Erzgang verfolgten. Eventuell vermuteten sie in der Tiefe weitere Erzvorkommen. Der bisher bekannte Erzgang war 10 bis maximal 30 Zentimeter mächtig und bestand aus weißem Schwerspat, Kalkspat und Quarz. Hätte in der Tiefe die Mächtigkeit des Ganges zugenommen, wären sicherlich weitere Anstrengungen unternommen worden. Da dies nicht der Fall ist, gehe ich davon aus, dass die Bergleute nicht fündig wurden.
Nach ausführlicher Dokumentation machten wir uns wieder an den Aufstieg. Wir verwendeten ein zweites Seil, an dem eine Absturtzsicherung angebracht war. Beim redundanten Aufstieg fühlt man sich nicht nur sicherer, es ist tatsächlich sicherer.
⚒ Glück Auf ⚒