Ein neblig feuchter Schleier stand im Wald und Schneeregen peitschte uns ins Gesicht, als wir das Auto verließen. Dennoch mussten wir uns den Schlaz überziehen, in die Gummistiefel schlüpfen und den Rucksack auf den Rücken schnallen.
Wir schauten kurz auf das Handy und dann ging es los. Immer bergauf durch das tropfende Geäst am Kreis vorbei Richtung Durchschlupf. An der Felswand vor uns prallte der Schneeregen ab und tropfte schließlich in den Schluf. Der Erdhügel vor dem Loch war so nass, dass man einfach mit den Beinen voran ins Loch gleiten konnte. Nun standen wir im Schrägschacht und schon nach wenigen Metern schlug uns dieser Geruch von Teer und Altöl entgegen. Dieser lange Schrägschacht in die Tiefe und der beißende Geruch hätten mich ohne Multigaswarngerät direkt wieder umdrehen lassen. Zum Glück war das Dräger bereits eingeschaltet und betriebsbereit.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass der CO2-Wert in der Grube sprunghaft tödliche Konzentrationen annimmt.
An der Firste und den Stößen sah es aus, als würde der Berg bluten. Der Asphalthaltige Kalkstein tropfte an einigen Stellen regelrecht. Daher kam auch dieser stechende Geruch in der Grube. Vergleichbar mit dem Geruch auf der Autobahn, wenn eine neue Asphaltdecke gezogen wird, nur um einiges intensiver. Sicherlich trug die schlechte Bewetterung ihren Beitrag dazu bei. Die Strecken im Abbau befanden sich teilweise in einem desolaten Zustand. Die Asphaltkalke sind von streichenden und schwebenden Verwerfungen mit geringer Sprunghöhe durchzogen. Der Gesamtzustand war also nicht sonderlich vertrauenerweckend. Doch dann sahen wir aus der Ferne die ersten rostigen Ketten und unser primäres Ziel war lokalisiert. Die Kettenbahn, welche einst die Förderwagen durch die Grube zog.
Eine Kettenbahn ist ein schienengebundenes Transportmittel. Eine Endloskette welche sich über Scheiben und Umlenkrollen bewegt, zieht die Förderwagen durch bestimmte Grubenabschnitte. Dabei wird die Kette oben am Förderwagen eingehackt. Dieses zieht den Förderwagen auf den Gleisen bis zum Endpunkt. Unter Tage kamen Kettenbahnen wegen der verzweigten und kurvenreichen Gangsysteme mit entsprechend komplizierter Schienen- und Kettenführung nur vereinzelt zum Einsatz. Daher ist diese etwas Besonderes. Später kamen dann Schienenseilbahnen zum Einsatz, diese sind in diversen Besucherbergwerken zu bestaunen. Kettenbahnen sind dagegen ziemlich selten und mir würde jetzt aus dem Stegreif kein Besucherbergwerk mit Kettenantrieb einfallen. Auf meinen Bildern sind die Vorrichtungen erkennbar, wo die Ketten an den Förderwagen einhackten. Ebenfalls ist zuerkennen, wie der Antrieb und die Umlenkung funktionierte.
Da wir abends eine Verabredung hatten, war unsere Zeit nur begrenzt. Also machten wir uns auf den Rückweg und hofften auf ein baldiges Wiedersehen.