Am Erzgarten - Gedingestollen

Der Suchstollen am Erzgarten – Gedinge Stollen

Es waren nur wenige Anzeichen erkennbar die auf einen vergessenen Stollen hinwiesen. Doch bei der Vorsondierung meines Mitbefahrers hat dieser die ersten Hinweise richtig gedeutet und konnte so den vermuteten Standort bestimmen. Der Verlauf des alten Erzgangs auf der anderen Bergseite war ihm bekannt. So war es möglich, die Flucht vom Berg hinab durchs Tal auf die andere Seite zu nehmen. Dort am Berghang waren kleinere Geländeveränderungen zu erkennen. Diese Veränderungen im Gelände, wiesen die typischen Bergbauspuren auf. Somit war das Interesse geweckt und eine Grabungsaktion sollte folgen. Die alten Mundlöcher müssen schon vor etlichen Jahren zu gerutscht sein. Dafür sind sicherlich Wetteroptionen verantwortlich gewesen. Regenwasser muss Stück für Stück Erde und Geröll den Hang hinunter gespült haben. So setzten sich die Mundlöcher immer weiter zu. Laub und Äste der umliegenden Bäume erledigten  den Rest. Der Grubenbau geriet in Vergessenheit und verweilte so viele Jahre im Dornröschenschlaf.

Die Aufwältigung

Der Tag, an dem wir Licht ins dunkle bringen wollten war gekommen. Mit Keilhaue, Klappspaten und Schaufeln machten wir uns auf den Weg. Nun konnte auch ich das erste Mal die verdächtige Stelle begutachten. Alles war wie beschrieben und es sah wirklich vielversprechend aus. Wir machten uns sofort an die Arbeit und beräumten die Stelle. Wir entfernten das abgestorbene Laub, Äste und Gestrüpp. Schließlich konnten wir mit der Grabung beginnen. Der Boden war relativ fest und voller Felsen. Schaufel um Schaufel gruben wir uns tiefer. Immer wieder stellten sich uns Felsen in den Weg. Gemeinsam konnten wir kleine und große Felsen aus dem Loch ziehen. Die Sonne stand hoch am Himmel und machte die Arbeit nicht unbedingt einfacher. Doch plötzlich tat sich ein kleines Loch auf. In dieses rieselte immer wieder Erde nach. Die Euphorie stieg und unsere Motivation lag direkt bei 100%. Wir gruben immer weiter; Schaufel für Schaufel und Stein für Stein. Beim arbeiten mit der Keilhaue konnten wir plötzlich einen dumpfen und schallenden Klang vernehmen. Zuversichtlich schlugen wir erneut auf den Stein und es war deutlich hörbar. Dahinter musste sich ein größerer Hohlraum befinden. Es sollte nun nicht mehr lange dauern und wir konnten kopfüber die ersten Blicke erhaschen. Es ging ein kleiner Durchschlupf hinab, allerdings passten wir dort noch lange nicht durch. Aber das war egal, denn wir wussten jetzt ganz sicher, dass es dort weiter geht und wir nicht umsonst gegraben hatten. Wir erweiterten den Schluf soweit bis wir durch passten.

Die erste Befahrung

Der Einstieg war eng und wir konnten uns nur auf dem Bauch liegend und mit den Füßen zuerst ins Loch rutschen lassen. Es war ziemlich eng und mir zog es fast den Pullover aus. Zum Glück hatten wir außen ein Seil befestigt. Dies sollte uns später von großem Nutzen sein.

Der Stollen und vor allem seine Sohle machten einen unberührten Eindruck. Es waren keine Fußabdrücke zu sehen, der Boden war seidig glatt vom eingespülten Schlamm. Wir bewegten uns vorsichtig und berührten so wenig wie möglich. Die Devise lautete „erst das Foto für die Dokumentation und dann die Bewegung.“ So arbeiteten wir uns Stück für Stück durch den Stollen bis hin zur Ortsbrust. Der Stollen ist insgesamt circa 52,5 Meter lang und hat zwei Gesenke. Das erste wurde 7,70 Meter abgeteuft und das zweite 3,70 Meter. Das zweite Gesenk wurde mit einer Diele überbrückt, welche augenscheinlich schon lange dort lag. Wir gehen davon aus, dass die Gesenke dem Erzgang folgen. Sicherlich sollte an den Stellen untersucht werden, ob der Erzgang nach unten ergiebiger wird. Doch dies war nicht der Fall. Die Erzgänge waren nicht abbauwürdig, was ebenfalls der Grund war, dass der Stollen nicht weiter aufgefahren wurde. Am rechten Stoß konnten wir drei Gedinge(Markscheiderzeichen) entdecken. Wir säuberten sie mit einer Hochdruckspritze, um sie besser zu erkennen.

Für die Nachwelt

Natürlich war es uns wichtig, den Stollen für die Nachwelt zu erhalten. Dies gelingt nur mit einer Dokumentation der Grubenbaue und mit einer Niederschrift unserer Erkenntnisse. Unsere Erinnerungen werden verblassen und irgendwann nicht mehr existieren. Papier ist einfach langlebiger als unser Organismus. Wir haben den Stollen vermessen und skizziert. Da der Grubenbau übersichtlich ist, reichten uns Maßband und Papier für unsere Arbeit Wir erfassten alle Maße und die Positionen der Gedinge und Schächte. Die Abschrift unserer Skizze möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

[M=Mundloch G=Gesenk OB=Ortsbrust Gedinge]

Das aufgewältigte Mundloch möchten wir noch etwas nachbessern und sichern. So wäre auch sichergestellt, dass Säuger, Reptilien und Insekten die alten Grubenbaue nachnutzen können. Zwar sind die ehemaligen Bergleute hier nicht fündig geworden, dennoch soll ihre Arbeit nicht umsonst gewesen sein. Die Natur gab ihnen die Erze und die Bergmänner erschufen neuen Lebensraum.

Glück Auf!

Album „Der Suchstollen am Erzgarten – Gedinge Stollen“ erstellt am 25.08.2019 von Trümmer Lümmler
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