Grube Käfersteige bei Pforzheim - Fördermaschine

Flussspatgrube Käfersteige

Nach all den Jahren, habe ich diesem Beitrag ein neues Gesicht verpasst, Text und Bilder angepasst, sowie neue Erkenntnisse und Entdeckungen einfließen lassen.

Auf die Grube Käfersteige mit ihrem Fluss- und Schwerspatvorkommen wurde man bereits um 1920 aufmerksam. Ab Mitte der 30er Jahre sollte dann der erste Abbau auf diesen Gang stattfinden. Fortan förderte man den begehrten Fluss- und Schwerspat. Wie viele  andere Bergwerke im Zweiten Weltkrieg, ging auch diese Grube in den Besitz der I.G. Farben über. In der Nachkriegszeit und der Entflechtung der I.G. Farben wechselte die Fluss- und Schwerspatgrube in den Besitz der Bayer Leverkusen (Bayer AG). Während der Betriebszeit förderten die Bergmänner 1,9 Millionen Tonnen Flussspat-Rohhaufwerk und 40.000 Tonnen Schwerspat zu Tage. Trotz dieser gigantischen Menge an Fluss- und Schwerspat, wird hier noch immer das größte Vorkommen in Europa vermutet. Im Jahr 1996 sollte schließlich der Betrieb eingestellt werden. Die billigen Importe machten den Grubenbetrieb unwirtschaftlich.

Nach der Stilllegung des Förderbetriebs sollte es keineswegs ruhig in der Grube werden. Ein Viertel der Mitarbeiter (40 Mann) waren weiterhin mit der Demontage und Verfüllung der Grube beschäftigt. Als Verfüllmaterial nutzte man Flugasche aus den umliegenden Heizkraftwerken.

Die umfangreichen Verfüllmaßnahmen der Abbaue und Stollen sind heute der Grund dafür, dass viele Bereiche der Grube nicht mehr befahrbar sind. Alle Sohlen unter dem Grundwasserspiegel (tiefer als 120 mS) sind abgesoffen und über dieser ist der Großteil der Grubenbaue verfüllt. Anbei ein Bild von einem verfüllten Stollen mit Flugasche.

Auf dem linken Bild ist das Mundloch des 1961 erbauten und 1,5 km langen Förderstollens (120 Meter Sohle) zu sehen. Das rechte Bild zeigt dasselbe Mundloch zu Betriebszeiten der Grube.

Wer hat den Fehler gefunden? Genau. Fledermäuse sind keine Vögel, auch wenn sie fliegen können. Sie haben keine Federn, sie legen keine Eier und säugen ihren Nachwuchs.

Am Fledermausschutztor und der dafür errichteten Schutzwand waren immer wieder enorme Beschädigungen erkennbar. Wir sprechen hier nicht von Bagatellen, sondern von massiven Schäden. Einigen scheint hier jedes Mittel recht gewesen zu sein.

Der Förderstollen der 120 Meter Sohle zeigt so gut wie keinen Verbruch. Lediglich auf den ersten 100 Metern passierten wir eine Störzone mit etwas Material auf der Strecke. Es macht den Eindruck, als wäre an dieser Stelle ein älterer Abbau unterfahren worden, welcher schon zu Betriebszeiten mit Leitplanken gesichert wurde. Direkt dahinter findet sich das Chassis einer Lore.

Im weiteren Verlauf der Befahrung bewegten wir uns durch den 1,5 km langen Förderstollen auf den Blindschacht 1 zu. Der Bereich zwischen Blindschacht 1 und 2 vermittelte den Eindruck eines Technikmuseums. Der Blindschacht 1 mit seinen Förderkörben und dem darüberliegenden Wetterschacht. Der Maschinenraum mit seiner nahezu vollständig erhaltenen Fördermaschine. Und zu guter Letzt der Blindschacht 2 mit seinem eingebauten Stahlgerüst.

Im Bereich des Blindschachts 2 stellten wir fest, dass im Laufe der Zeit die Betonplomben geöffnet wurden. Dies ist natürlich ärgerlich und auch relativ unnütz, da die Stollen dahinter bis unter die Decke mit Versatzmasse verfüllt sind. Jedoch brachte uns dies einen Einblick in unbekannte Abschnitte. In diesem Fall konnten wir einen Blick über die ehemalige Werkstatt werfen.

Leider ließ der Versatz nur Freiraum zum Kriechen. Die stählerne Gittertür der in Flugasche versunkenen Werkstatt war für uns noch erkennbar. Ebenfalls das Lüftungsrohr, welches durch die Werkstatt lief, fand sich oberhalb des Versatzes wieder.

Mittels Seiltechnik war es uns möglich, über den Blindschacht 2 auf die nächste Sohle(100mS) vorzudringen. Von dort gelangt man auch zum Wetterschacht. Auf dem Weg zu diesem passierten wir die zwei mächtigen Rohre der Wetterführung. In den stählernen Rohren mit über 1 Meter Durchmesser sind riesige Lüfter montiert. Sie hatten die Aufgabe, den Wetterzug zwischen den einzelnen Sohlen anzutreiben und somit den Luftaustausch über den anschließenden Wetterschacht herzustellen.

Der Wetterschacht war unser Verbindungsstück zu den verbleibenden Sohlen über der 100 Meter Sohle. Wir gelangten über den Wetterschacht noch auf die 75mS, 56mS und 30mS. Wobei letztere komplett verfüllt war und uns jeglichen Zutritt verwehrte. Das gleiche Bild bot sich uns auf der 75mS Sohle. Die Stollen sind bis fast unter die Firste verfüllt und nach wenigen Metern war kein Weiterkommen. Lediglich die 56m Sohle gab noch ein wenig zugängliche Strecke frei. Hier lagen auf circa 240 Meter sogar noch die Gleise. Alle Abbaue waren verfüllt. Am letzten Abbau drückte das Material auf die Strecke und verschloss diese gänzlich. Bei etwa 150 Streckenmetern befindet sich zur rechten ein Blindschacht. In diesem zweigeteilten Schacht, links Fahrtenschacht und rechts Materialschacht sind noch ein Großteil der Holzeinbauten vorhanden. Von hier geht es 44 Meter in die Tiefe hinab auf die 100m Sohle.

Wir begaben uns wieder zurück auf die 120mS, kurz vor den Blindschacht 1 am Schlämmebecken, welches zum verfüllen der Stollen genutzt wurde. Hinter diesem befand sich ebenfalls eine Betonplombe, welche im Laufe der Zeit von Neugierigen geöffnet wurde. Ein kleines Loch in der Plombe gibt den Weg frei in eine kurze Strecke, die in ehemalige Abbaue führt. Aus den Rollenlöchern drückt das Versatzmaterial auf die Strecke und versperrt den Weg. Teilweise ist diese Strecke kaum noch befahrbar. Wir bahnten uns den Weg über mehrere Schuttkegel. Kurz vor Ende der Strecke findet sich ein relativ weiter Rollentrichter. Mit viel Mühe und einem angstlosen Vorsteiger, war es uns über herbei geschaffte Fahrten möglich, in den darüber liegenden Abbau vorzudringen.

Dies war bis jetzt der erste und einzige befahrbare Abbau den wir ausfindig machen konnten. Hier zeigte sich das erste Mal die gesamte Mächtigkeit des Erzgangs der Grube. Ein berauschendes Gefühl an diesem surrealen Platz stehen zu dürfen. Völlig unberührt präsentierte sich uns dieser Bereich. Es ist schwer davon auszugehen, dass die letzten Personen hier oben die Bergmänner bei ihrer letzten Schicht gewesen sein müssen. Seither war hier sicherlich niemand mehr.

In einem kleinen Querschlag stand noch ein hölzerner Bierkasten wie ein selbst gezimmerter Sechserträger. In diesem befanden sich drei leere Flaschen der Marke „Haigerloher Schloßbräu Export“. Im Abbau fanden sich ebenfalls noch zwei Flaschen. Sicherlich waren mal sechs Flaschen mit eingefahren. Wir konnten allerdings nur 5 finden. Vielleicht bekam eine Flasche der Lok- oder Fördermaschinenführer.

Etwas höher im Abbau erkundete unser Vorsteiger mittels U-Eisen und Ankern zudem eine Strecke, die vor dem heruntersprengen des Abbaus über diesen führte. Neben einer Signatur “Sparn” an dem Stoß endete diese Strecke jedoch nach ca. 10 Metern.

Wir vermuten stark, dass es sich bei dem Wort Sparn um einen Nachnamen handelt. In der Gegend kommt der Name sogar vor. Dem werden wir auf jeden Fall noch nachgehen, vielleicht finden sich noch Zeitzeugen oder Nachfahren.

Noch während ich diesen Absatz schrieb, erreicht mich die Nachricht, dass es tatsächlich einen Bergmann namens Sparn gab oder gibt. Nun wird das Ganze natürlich sehr spannend. Ich werde euch an dieser Stelle auf dem Laufenden halten.

In dem gegenüberliegenden Teil der heruntergesprengen Strecke die in Richtung Blindschacht 1 führt, passierten wir ein gefülltes Rollenloch sowie eine Kipplore, die in zwei Teilen vor dem zugelaufenen Streckenende lag.

Nach unserem ersten Besuch in dem Abbau sollte es über ein Jahr dauern, bis wir wieder die Gelegenheit bekamen diesen Abbau zu dokumentieren. Dies war auch der Grund für die umfangreiche Anpassung dieses Albums, welches vorher nur aus Updates und Zwischenergebnissen bestand.

Noch ein kleiner Hinweis zur Umgebung.

Im Umfeld der Grube finden sich vermehrt Riesen-Bärenklau Pflanzen, welche für den Menschen höchst gefährlich sein können. Die bloße Berührung mit den giftigen Nesselpflanzen kann zu extremen Hautreizungen und starken Schmerzen führen. Dennoch sind diese wirklich sehr imposant und ihre schiere Größe lassen einen selbst klein aussehen.

Auf Youtube konnte ich noch ein Video aus der aktiven Zeit der Grube finden. Dieses werde ich hier mit einfügen.

Glück Auf! ⚒⚒⚒

Album „Flussspatgrube Käfersteige“ erstellt am 15.09.2016 von Trümmer Lümmler

Auf der 120 Meter Sohle

Auf der 100 Meter Sohle

Auf der 56 Meter Sohle

Im Abbau

Außenbereiche

Quelle historische Bilder
Werkstatt: Broschüre Käfersteige Franz Littmann – Das Bergwerk Käfersteige
Mundloch mit Lok: Broschüre Käfersteige Franz Littmann – Das Bergwerk Käfersteige
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Markus
Markus
4 Monate zuvor

Glück Auf

Ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Markus… bin „piep“ Jahre alt und war 31 Jahre im „piep“ beschäftigt. Mein Aufgabenbereich war der Sicherheitsdienst mit den den Bereichen , Brand – und Explosionschutz sowie Wettertechnik . Ich befinde mich seit „piep“ Jahren im wohlverdienten Ruhestand mache aber hin und wieder Befahrungen in stillgelegten Bergwerken in „piep“, sowie im „piep“ und in „piep“.
Ihr habt da einige Gruben aufgeführt die ich auch mal gerne befahren würde, vor allem gibt es noch einiges in „piep“ zu erkunden .
Über eine Antwort würde ich mich freuen
Gruß und Glück Auf
Markus

FuxGruben
FuxGruben
4 Monate zuvor

Oh man… Muss denn überall rumgeflext werden? Verbrennt doch noch mehr Erde ihr Randalierer. Nicht genug dass Zugänge nicht mehr getarnt werden und man in solche Objekte reinspaziert wie es einem passt ohne entsprechendes Wissen und Erfahrung. Hauptsache tolle Bilder….

…schlechte Zeiten für ehrenhafte…

Karl Spitzweg
Karl Spitzweg
4 Monate zuvor

Gefährliche Ahnungslosigkeit!

Werter Trümmer Lümmler, es ist zu befürchten, dass der Beitrag über die Käfersteige weitere ,Bergbauarchäologen‘ dazu animieren wird, ebenfalls eine Befahrung der Resthohlräume über der 120m-Sohle durchzuführen. Das ist jedoch brandgefährlich, da der für die Käfersteige typische ‚Wanderversatz‘ im Bereich der oberen Sohlen immer noch nicht zur Ruhe gekommen ist und jederzeit unvermittelt nachsacken kann. Hinzu kommt, dass nördlich der oberflächennahen Abbaue in größerer Mächtigkeit stark verleimter Muschelkalk ansteht, der sich bei Wasseraufnahme in eine thixotrope Masse verwandelt , die auch über größere horizontale Distanzen fließfähig ist. Während der Betriebszeit gab es in der Grube, v. a. nach längerem Regen, mehrere große Schlammeinbrüche, die einzelne Abbaue und Strecken bis unter die Firste fluteten und nur durch glückliche Umstände glimpflich verliefen. Und außerdem waren die Abbaue über der 120m-Sohle schon vor dem Krieg so wenig standfest, dass es seinerzeit dort durch Steinfall mehrfach Tote und Verletzte gab. Vor diesem Hintergrund ist eine Befahrung dieser Bereich heute schlicht lebensgefährlich. Glückauf

Frank
Frank
4 Monate zuvor

Ich hoffe sehr, dass die Grube eines Tages im Rahmen einer Führung legal besichtigt werden kann. Ich hätte großes Interesse an diesem Stück Zeitgeschichte. Jedes Mal wenn ich an der LKW Rampe vorbei fahre, schaue ich ob zufällig aufgesperrt ist und jemand vor Ort ist. Wer hat den aktuell die Verfügungsgewalt über die Grube? Die Stadt Pforzheim?

Roman
Roman
4 Monate zuvor

Was mich jetzt doch brennend interessieren würde. Hattest du eine offizielle Erlaubnis, dort rein zu gehen? Oder hast du dir illegaler Weise Zutritt verschafft?

Udo Behner
Udo Behner
4 Monate zuvor

Ich war kurz nach der Wende in der Käfersteige unter Tage im abbau mit einer besuchergruppe aus Freiberg Bergakademie oder so  geführt vom Direktr Matthey einer hatte auch jede Menge fotos gemacht   wir als Pforzheimer hatten dann auch mal den Gegenbesuch im Schacht 371 gemacht ! witzig in der 371 war die gesteinstemperatur um 70 ° C  in der Käfersteige so etwa um 20 – 25 °C also jeweils deutlich über der zu erwarteten Temeratur nach geothermischer Tiefenstufe. 

Ralf
Ralf
4 Monate zuvor

Hallo Trümmer Lümmler,

mein Opa war so bis ca. 1975 (als ich 5 war) Obersteiger in der Käfersteige. Meine Großeltern wohnten daher auch im „Kurhaus“ am Ortseingang von Würm, das zum Bergwerk gehörte. Der Speise- oder Ballsaal (?) wurde damals als Werkstatt missbraucht. Ich hatte leider nie Gelegenheit, das Bergwerk mal zu besuchen. Danke für die schönen Bilder.

Ralf

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Trümmer Lümmler

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