Grube Funkelstein

Flussspatgrube Funkelstein

Die Grube Funkelstein zog mich schon früh in ihren Bann. Lange Zeit war sie ein schwarzer Fleck auf meiner Karte. Ein schwarzer Fleck der Wirklichkeit werden sollte.

Eine kleine Geschichte davor

Im November 2014 besuchten wir ein verlassenes Hotel im Schwarzwald. Das „Another Schwarzwaldhotel“ passte damals in mein Interessengebiet. Ich hatte zwar schon die ein oder andere Grube befahren und erste Erfahrungen mit Seiltechnik gemacht, diese hielten sich allerdings in Grenzen.

So kam es, dass wir nach unserem Besuch im Another Schwarzwald Hotel noch Zeit hatten und einen kleinen Abstecher zum Verhau der Grube Funkelstein in Betracht zogen.

Welche Ausrüstung wir benötigten und wo sich der Verhau befand wussten wir, mehr aber nicht.

Gegen 17 Uhr machten wir uns auf den Weg Richtung Südschwarzwald. Für die 60 Kilometer brauchten wir eine gute Stunde. Die Straßen schlängelten sich regelrecht durch den Schwarzwald. Je höher und weiter wir in den Südschwarzwald fuhren, desto winterlicher zeigte sich dieser. Im besagten Waldstück angekommen, setzte leichter Graupel ein und die Dämmerung war im vollen Gange. Es dauerte nicht lange, bis der gesuchte Verhau gefunden war. Vom Zugang hatten wir vorher kein Bild im Kopf und so standen wir nun vor diesem großen schwarzen Loch. Abgesperrt mit einem alten rostigen Stahlseil, welches wild von Baum zu Baum gespannt war und an einigen Stellen schon bis zum Waldboden durchhing. Um uns war es dunkel und der graupelige Schneefall nahm langsam zu. Unsere Stirnlampen brachten zwar etwas Licht ins dunkle, doch reichten diese bei weiten nicht aus.

Kurzerhand entschlossen wir uns, dass der Erfahrenste ein Stück in den Verhau abseilt und die Lage zu bewertet. Wir legten die Gurte an, bauten das Seil ein und wagten einen ersten Blick in die Tiefe.

Es gibt Momente im Leben, da ist es keine Schande einen Schritt zurückzugehen und zu einem späteren Zeitpunkt neu anzugreifen. 15 Meter tiefer im Seil erkannte Denny diesen Moment und stieg wieder auf. Es war klar, dass ohne weitere Vorbereitung ein Abstieg zu dieser Tageszeit und bei dieser schwierigen Witterung nicht ratsam sei. Zu dieser Zeit hatte ich für den 60 Meter tiefen Abstieg schlichtweg zu wenig Erfahrung und wir brachen die Aktion ab. Das Wetter sollte unsere Entscheidung bestätigen. Als wir das Seil ausbauten, wurde das Schneegestöber immer heftiger. Unverrichteter Dinge liefen wir zurück zum Auto.

Die nächsten Schritte an dieser Stelle sollten bis zum Sommer 2017 auf sich warten lassen.

Die Befahrung

An jenem Sommertag zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. Ich verabredete mich vor Ort mit jemanden, den ich an diesem Tag kennenlernte und mit dem ich bis heute immer wieder gern unterwegs bin. Gegen 10 Uhr trafen wir uns unten im Dorf. Nach einem kurzen Kennenlernen ging es hoch in den Wald zum Verhau. Im Sonnenschein und mit gesammelter Erfahrung aus den letzten Jahren machte das Loch im Boden einen weniger bedrohlichen Eindruck.

Da uns Redundanz wichtig ist, verbauten wir zwei Seile und begannen mit dem Abstieg. Nach etwa 20 Metern fand sich eine Stelle, auf der wir fest standen. Dort schlugen wir die Seile neu an und bauten eine Umstiegsstelle ein. Ohne zusätzlichen Anschlagpunkt hätten die Seile zu oft am Fels geschliffen. Um das Material zu schonen, galt es dies zu vermeiden.

Bis zum heutigen Tag und nach etlichen Seilfahrten ist mir die Abfahrt in dieser Grube immer noch die liebste.

Die gesamte Abseilstrecke bis auf die Stollensohle müsste bei circa 60 Meter liegen. Über den Verhau eingestiegen, seilten wir durch den abgebauten Gang. Die Verhaue lassen sich bis auf das 14. Jahrhundert zurückdatieren und führten bereits damals auf Stollen und Abbaue.

Kleine Bewohner

Unten angekommen gilt es sich vorsichtig zu bewegen. Im feuchten Laub, welches durch den Verhau in das Grubengebäude fällt, leben viele Feuersalamander. Daher ist ein Blick nach unten unerlässlich.

Wer sich fragt, ob und wie die kleinen Reptilien hier überleben und wie sie sich ernähren, dem sei gesagt, dass es ihnen an nichts fehlt. Die Temperatur ist das ganze Jahr über gleichbleibend. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und es finden sich Wasserstellen zum Ablegen der Larven. Durch den Verhau fallen unzählige Insekten in die Grube, mit denen sich die Salamander satt fressen. Auf dem gleichen Wege fließt ständig frisches Regenwasser hinab. Im herabgefallenen Laub können die kleinen Feuersalamander prima leben und sich verstecken.

Die Grube und Ihre Technik

Ein vielfach abgelichtetes Highlight ist die Fördermaschine der Gebrüder Weiss aus Frankfurt am Main, welche im Jahr 1961 montiert wurde. Der dazugehörige Blindschacht verband die tiefer liegenden Sohlen 22 Meter Sohle und 54 mS mit der Stollensohle. Die Abteufung des Schachts auf die 80 mS war geplant und in Arbeit. Ob diese fertiggestellt wurde, erschließt sich nicht aus den mir vorliegenden Quellen. Der Bau des zentralen Blindschachts mit seiner mächtigen Fördermaschine war somit die wichtigste Weiterentwicklung der Grube. Die Fördermaschine und der anschließende Blindschacht waren nur wenige Jahre in Betrieb. Bereits im Jahr 1963 waren die nördlichen Felder ausgeerzt und auf den tieferen Sohlen des südlichen Felds wurden die Bergleute nicht mehr fündig. So sollte der Grubenbetrieb im Jahr 1964 endgültig eingestellt werden.

In den 1990er-Jahren gab es Bestrebungen, die Fördermaschine zu demontieren. Sie sollte in einem naheliegenden Besucherbergwerk wieder aufgebaut werden. Die Genehmigung der Stollberg Zink lag zwar vor, doch verlief das Projekt im Sande. Für die Bergung der Fördermaschine wäre sicherlich eine enorme Kraftanstrengung vonnöten gewesen.

Heute sind alle Sohlen unterhalb der Stollensohle abgesoffen und weder über den alten tonnlägigen Schacht, den Schrägschacht oder über den neuen Blindschacht erreichbar. Egal in welches Loch wir schauten, immer sahen wir Wasser.

Der langsam verschwindende Grubenhunt

In unmittelbarer Nähe zum tonnlägigen Schacht, der einst alle Sohlen verband, findet sich ein Grubenhunt. Er steht unter einer hölzernen Verladerolle, welche seit Stilllegung der Grube langsam ausläuft. Immer mehr Geröll rieselt zwischen den Hölzern durch und es ist eine Frage der Zeit, bis der Hunt verschwunden ist.

Es folgt links ein Bild aus dem Jahr 1970 [1] und rechts aus dem Jahr 2020 [2].

Auf beiden Bildern ist derselbe Hunt zusehen. Auf dem Bild von 1970 in Blickrichtung Blindschacht. Aus dem Jahr 2020 in Blickrichtung tonnlägiger Schacht. Hier ist eindrucksvoll zuerkennen, wie der Hunt allmählich von Geröll umschlossen wird und nur aus einer Blickrichtung auffindbar ist.

Der mächtige Gang

Hinter der Fördermaschine gelangten wir an einen Abgang aus Versatzmasse, welcher direkt in den abgebauten Gang führte. Hier wird einem schnell das Ausmaß des Abbaus und die Mächtigkeit des ehemaligen Gangs klar. Der seiger einfallende Gang hatte in manchen Teilen der Grube eine Mächtigkeit von bis zu 2,5 Meter. Die nachfolgenden Bilder untermalen meine Eindrücke und zeigen jeweils eine Person im Bild als Größenvergleich. Klickt auf die Bilder, um sie zu vergrößern!

Über diesem Abbau befindet sich ein abgedämmter Stollen. Zu Betriebszeiten errichtete man auf beiden Seiten des Stollens eine Betonmauer. Dann staute man dazwischen das Wasser an. Nach Stilllegung der Grube füllte sich das Becken. Das Wasser suchte sich seinen Weg und das Rückhaltebecken lief über. Es entstand ein verhältnismäßig großer Wasserfall, welcher sich in den Abbau ergießt.

In den letzten Jahren hat der Wasserfluss immer mehr nachgelassen. Scheinbar hat sich das Wasser einen anderen Weg gesucht. Aktuell läuft es weiter vorne im Abbau den Stoß herunter. Es sieht so aus, dass das Wasser einen anderen Weg gefunden hat. Selbstverständlich kann es ebenso an die letzten trockenen Sommer liegen, hier muss man die Entwicklung abwarten.

Album „Flussspatgrube Funkelstein“ erstellt am 08.07.20017 von Trümmer Lümmler

1. Besuch

2. Besuch

Quelle historische Bilder und andere Bilder
[1] Helge Steen – Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald
[2] Privatarchiv Christopher S.
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