Achtung! Dieses Warnschild ist KEIN Scherz, hier herrscht akute Gefahr für Leib und Leben. Ein Betreten ohne Gasmessgeräte kann schwerwiegende Folgen haben. Daher ist dieser Werkluftschutzstollen nichts für Sandalettenforscher.
Doch was verstehen wir unter Werkluftschutzstollen
Im Zweiten Weltkrieg, aber vor allem zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Schutz vor Luftangriffen alliierter Bomber immer wichtiger. Das Luftschutzprogramm des Deutschen Reiches beinhaltete nicht nur den Zivilschutz, sondern zu einem großen Maß ebenso den Werkluftschutz.
Der Werkluftschutz sollte unter anderem die Mitarbeiter der Schlüsselindustrien und deren Produktionsprozesse schützen. So waren die Betriebe eigenverantwortlich dafür zuständig, Schutzräume für ihre Angestellten bereitzustellen. Diese Schutzräume mussten betriebsnah gelegen sein, sodass diese von den Mitarbeitern schnellstmöglich aufgesucht werden konnten. Auf der anderen Seite war es aber ebenso entscheidend, nach den Angriffen direkt zu den Arbeitsplätzen zurückkehren zu können.
Maschinen, die während der Angriffshandlungen nicht abgeschaltet werden konnten, wurden von einer sogenannten Notbesetzung weiter bedient.
Der folgende Absatz aus dem Aufsatz „Aufbau und Durchführung des Werkluftschutzes“ von Major a.D. von Düring aus dem Jahr 1937 zeigt, dass es bei den Luftschutzbestrebungen nicht primär um das leibliche Wohl der Angestellten ging. Sondern um den Angestellten als Arbeitskraft und somit als wichtiges Glied in der Rüstungs- und Kriegsmaschinerie.
„Befehlsstellen für Werkluftschutzleiter und Stellvertreter sowie Schutzräume für die Gefolgschaft sind so zu verteilen, dass einmal die Bombenwirkung im Rahmen des Möglichen herabgesetzt, andererseits schnellste Wiederaufnahme der Fertigung sichergestellt wird.“
Wo es möglich war, begann man mit der Auffahrung von Stollen. Dies geschah aber erst recht spät im Kriegsverlauf. Anfänglich reichten ausgebaute Keller in den Werken. Als die Luftangriffe zunahmen, suchte man mit Hochdruck weitere Möglichkeiten, die „Gefolgschaft“ vor Luftangriffe zu schützen. Wo es geologisch möglich war, grub man Stollen in den Hang (Hangstollen). Diese Stollen trieben von den Betrieben abgestellte Mitarbeiter, Zivilisten aber auch Zwangsarbeiter in den Berg. Oftmals geschah dies unter bergbaulicher Anleitung.
Die Werkluftschutzstollen erfuhren dabei natürliche eine höhere Priorität als so manche zivile Luftschutzstollen. Daher finden sich noch heute so viele gut ausgebaute und standfeste Werkluftschutzstollen. Allerdings zeigt sich ebenso, dass ein Großteil der Stollen nie ganz fertiggestellt werden konnte.
Der Werkluftschutzstollen im Detail
Der Werkluftschutzstollen Atemlos war den Firmen Hirth AG, SÜMAK und Zaiser unterstellt. Die Auffahrung der Stollenanlage wurde vermutlich zum Großteil von Zwangsarbeitern aus dem Lager Schlotwiese geleistet. Die Stollensicherung erfolgte im unteren Bereich mit 5-6 Reihen Betonsteine, welche als Fundament für die Fertigbetonteile diente. Andere Strecken, die heute nicht mehr existieren, wurden lediglich mit hölzernen Türstöcken abgestützt.
Die nachfolgenden Risse zeigen den heutigen Istzustand des Werkluftschutzstollens und den geplanten Ausbau. Inwieweit die geplanten Abschnitte fertiggestellt wurden, lässt sich von mir heute nicht mehr beurteilen. Was sich aber sagen lässt, dass an vielen Abzweigungen Material in den Stollen drückt. An diesen Stellen gab es weitere Strecken ohne Betonausbau, welche heute verbrochen oder verfüllt sind.
Besonders auffällig sind die langen Zugangsbauwerke mit circa 75 und 135 Meter. Grund für diese Länge ist sicherlich das leicht ansteigende Gelände und die daraus resultierende, geringe Überdeckung der Zugangsstollen. Die heutigen noch existierenden Zugänge liegen bei etwa 297 Höhenmeter (Zugang Ost) und bei 304 Höhenmeter (Zugang West). Am ersten Querschlag (Querröhre) erreicht das Geländeniveau eine Höhe von etwa 310 Höhenmeter. Der höchst gemessene Geländepunkt über dem Stollen liegt bei etwa 314 Höhenmeter. Daraus ergibt sich eine maximale Erdüberdeckung von 14 Metern, wenn Stollenhöhe und Stollengefälle für die Entwässerung einbezogen werden. Im Vergleich zu anderen Anlagen in dieser Region, ist dies verhältnismäßig wenig.
Als theoretischer Standard galt eine Überdeckung mit Erdreich von 12 Metern als ausreichend und im festen Gestein sollte diese mindestens 6 Meter betragen. In der Praxis zeigte ich allerdings, dass mindestens 15 Meter Überdeckung bei Bombeneinwirkungen nötig war.
Die beiden Grundrisse des Werkluftschutzstollens weichen also stark voneinander ab. Die Anlage war damals weitaus größer, als sie sich uns präsentiert hat.
Beschriftungen im Werkluftschutzstollen
Die nachfolgenden Bilder zeigen Beschriftungen einzelner Länder. Sie machen einen provisorischen und schnell angebrachten Eindruck. Tatsächlich legen diese fest, von wo bis wo sich holländische, französische und belgische Arbeitskräfte aufhalten durften.
Im Gegensatz dazu noch zwei Hinweise, welche mit mehr Enthusiasmus angebracht wurden. Im ersten Bild sind Wegweiser zu erkennen. Diese zeigten an, welcher Stollenbereich für welche Firma vorgesehen war. Das zweite Bild „Platz freihalten“ fordert dazu auf, den Kreuzungsbereich freizuhalten.
Einige Fragen sind noch offen geblieben und ich hoffe, dass wir einige von diesen in nächster Zeit klären können. Natürlich wird dann dieser Beitrag weitergeführt und erweitert.
Bis dahin, Glück Auf!
//UPDATE//
Auch bei weiteren Besuchen hatten wir wieder hohe CO2 Werte. Zwar geringer als beim letzten Besuch, aber dennoch waren diese Werte nicht zu unterschätzen.
Tolle Fotos René!!! Klasse eingefangen.
Hallo Brigitte, vielen Dank und Glück Auf!