Das Ziel, ein kleiner Batterieraum, welcher hier wahrscheinlich bereits um 1900 in Betrieb ging. Eine wahre Zeitkapsel, die das deutsche Erfindertum und die Industrialisierung der damaligen Zeit widerspiegelt.
Elektrizität erzeugt durch Wasserkraft und gespeichert in Bleiakkumulatoren
Vorab ein wenig Geschichte. Was sich heute für uns ganz normal anhört, war zur damaligen Zeit noch höchst innovativ und stellte einen Meilenstein in der Elektrifizierung dar.
1802 entwickelte Johann Wilhelm Ritter eine Vorform der heutigen Bleiakkus, wie sie in Pkws mit Verbrennermotor vorkommen. Es war nun erstmals möglich, elektrische Energie in ein wiederaufladbares Sekundärsystem zu speichern. Wilhelm Josef Sinsteden entwickelte 1854 den ersten praktisch nutzbaren Bleiakkumulatoren, welcher 1859 nochmals von Gaston Planté weiterentwickelt wurde. Diese Weiterentwicklung stellt bis heute die Grundlage unserer Bleiakkumulatoren dar.
Anfangs gab es kaum Verwendung für die Bleiakkumulatoren, doch 1866 entwickelte Werner von Siemens den elektrischen Generator. Es war jetzt möglich, elektrischen Strom mittels Generator zu erzeugen und in Bleiakkumulatoren zu speichern. Die Nachfrage nach Möglichkeiten zur Speicherung der elektrischen Energie stieg rasant an.
1880 wurde der Bleiakkumulator abermals entscheidend weiterentwickelt und 1882 gelang es Henri Tudor erstmals einen Generator mittels Wasserfall anzutreiben und die so erzeugte elektrische Energie in Bleiakkumulatoren zu speichern. Die gespeicherte Energie verwendete er für die Beleuchtung des Landsitzes seiner Eltern. Dieser war somit das erste private Gebäude in Europa, das durchgehend elektrisch beleuchtet werden konnte.
Die erste deutsche Akkumulatorenfabrik entstand im Jahr 1887, aus ihr entstand später der Varta Konzern. Im Jahr 1910 kamen bereits 70.000 Tonnen Blei in Bleiakkumulatoren zum Einsatz.
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Die Fabrik, zu der dieser Batterieraum gehört, wurde um 1850 errichtet. Der Fabrikbesitzer Arnold S. interessierte sich für innovative Neuerungen in der Technik. Vor allem hatte er Innovationen im Blick, welche die Produktivität seines Betriebes voranbringt.
Sicherlich erkannte er die enormen Möglichkeiten der elektrischen Energieerzeugung und Speicherung mittels Wasserkraft für seinen Betrieb. Etwa eine durchgängige Beleuchtung der Betriebsstätte war nun ohne Weiteres und kostengünstig möglich. Da sich das Betriebsgelände in unmittelbarer Nähe zu einem Fluss befand, beantragte Arnold S. bei den Behörden die Errichtung eines Turbinenhauses. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Zuge auch der Batterieraum entstand. Eine genaue Jahreszahl kann allerdings nicht genannt werden. Anhand der zuvor aufgezählten Fakten und der vorfinde Situation, würde ich auf die Zeit um 1900 tippen.
Die Art der Kabelverlegung mittels Metalldraht und Isolierglocke war zu dieser Zeit ein gängiges Mittel. Später wurden die Kabel im sogenannten Bergmannsrohr verlegt.
Es ist wirklich ein kleines Wunder, dass dieser Raum bis heute existiert. Die hochwertigen Hölzer der Regale halten noch immer die schweren Bleiakkumulatoren und die kleinen Emailleschilder zeigen die Batterienummer an. Metalldrähte umschlingen die kleinen Isolierglocken und verlaufen frei durch den Raum.
Auch wenn der Stromfluss schon lange unterbrochen ist, sollte dieser geschichtsträchtige Ort mit seiner Einrichtung den Weg in ein Museum finden und dort ausgestellt werden.