Das Artilleriewerk Schiesseck war damals das erste Gros Ouvrage der Maginotlinie, welches seine Stahltüren für mich offen hielt. Zuvor war es mir zwar möglich, einige Kasematten und das Infanteriewerk Welschhof zu besuchen, aber Schiesseck sollte alles bis dahin Bekannte in den Schatten stellen.
Ein glücklicher Zufall
Ja, es war nichts weiter als ein glücklicher Zufall. Im Jahr 2014 besuchte ich noch viele Lost Place in Frankreich oder im Schwarzwald. Auch an diesem Tag tourten wir durch Frankreich und auf dem Heimweg wollen wir uns noch zwei interessante Kasematten anschauen. Von den besagten Kasematten war es nur ein Katzensprung zur GO Schiesseck und wir entschieden uns auf blauen Dunst dort vorbeizuschauen.
Ich denke, unsere fünf Gesichter machten einen überaus erstaunten Eindruck, als wir in den Diamantgraben am Munitionseingang schauten und die offene Stahlplatte sahen. Wir hatten absolut nicht damit gerechnet, dass wir einen Zugang finden würden. Schließlich fuhr das Militär zu dieser Zeit noch Kontrollen und sicherte die Eingänge zum Artilleriewerk Schiesseck.
Ein so mächtiges Artilleriewerk mit 9 Kampfblöcken, meterdicken Stahlbetonwänden und etlichen Stahltüren ließ uns einfach so passieren.
Der Zustand im Jahr 2014 war hervorragend. Viel natürlicher Verfall, keine Brandschäden oder Unmengen von Pfeile an den Wänden. Ich muss zugeben, dass ich an so mancher Stelle leicht überfordert war. Die Tunnel und Gänge schienen unendlich zu sein. Stahltüren, Stahlbeton und Kriegstechnik so weit der Lichtkegel reicht. Ich komme heute noch ins Schwärmen bei dem Gedanken an diesen unglaublichen Bunker. Eine legendäre Tour durch die Unterwelt mit wunderbarer Begleitung.
Im Jahr 2018 besuchte ich das Artilleriewerk Schiesseck ein zweites Mal und aus heutiger Sicht hätte ich das lieber nicht machen sollen. Schrotthaie haben sich nach Ende der Kontrollfahrten durch das Militär einen großräumigen Zugang geschaffen. Alles an Kabeln gesammelt und sie warm abisoliert. Der Rauch zog durch den Bunker und viele Strecken sind schwarz vom Ruß. Wirklich viel wurde seitdem unwiederbringlich zerstört und ich kann nur hoffen, dass diese Menschen ausreichend Giftstoffe inhaliert haben.
Den heutigen Zustand kenne ich nicht und ich denke, dass ich es bei diesem Wissensstand belassen werde.
An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Weggefährten Achim, Adrian, Denny und Katja bedanken. Ich hebe mein Glas auf euch.
Noch ein paar Worte zum Artilleriewerk Schiesseck
Es verfügte über 9 Kampfblöcke und hatte eine Besatzung von 700 Mann, die in der unterirdischen Kaserne Platz fanden. Mit einem Kraftwerk, Frischwasserbrunnen, Küche, Vorratsraum, Krankenstation, Sanitäreinrichtungen und Munitionslager inkl. kleinem Bahnhof war dieses Werk im Angriffsfall absolut autark. Ich schätze die gesamte Streckenlänge des Werks auf mindestens 1,6 Kilometer puren Entdeckerdrang.