Die Abri de S. wurde im Jahr 1931 erbaut. Als Teil der Maginot Linie liegt sie im französischen Wald. Das Bauwerk hatte die Aufgabe, feindliche Infanterietruppen abzuwehren.
Äußerer Aufbau und Zustand
Vom Weg kommend ist die Anlage kaum erkennbar, einzig die zwei Panzerglocken verraten den Standpunkt. Das Bauwerk liegt in einer kleinen Senke. Wären gegnerische Truppen über den Hügel gekommen, so hätten sie das Bauwerk erst spät gesehen. Infolgedessen wären sie sofort in feindlichen Beschuss geraten. Uns zeigte sich die mit Moos überwachsende Betonfassade ebenso plötzlich. Mit einer Länge von über 40 Meter. Mit einem tiefen Diamantgraben und gepanzerten Türen stellte sich dieses Bauwerk den Soldaten entgegen und schützte die Truppen im Inneren. Die Brücken, die zu den Stahltüren führten, wurden vor Kampfhandlungen eingezogen. Aus fünf Schießscharten wurde der Frontbereich verteidigt. Die zwei Panzerglocken übernahmen den oberen Bereich des Bunkers.
Die Einrichtungen im Bunker
Das Bauwerk besitzt 2 Stockwerke, welche über eine Treppe verbunden sind. Neben den sanitären Einrichtungen bot der Bunker ausreichend Fläche für die 140 Soldaten. Abgesehen von den zahlreichen Unterkunftsräumen gab es eine Küche, zwei Toilettenräume, einen Heizraum und einen Generatorraum. In weiteren Räumen lagerten Lebensmittel und Kohlen. Was mir aber zu denken gab, war die Bettensituation. In einem Bunker ist es generell eng und es gibt keine Privatsphäre. Allerdings sind 10 Betten in einer Reihe schon heftig. Und der Ausblick nach oben zeigte weitere Stahlroste der folgenden 10 Betten. So lagen die Soldaten dicht an dicht in zehnreihigen Doppelstockbetten. Ein Unterkunftsraum kommt so auf 20 verbauten Betten. An jedem Bett waren ein paar Kleiderhaken angebracht. Vor den Betten eine hölzerne Ablage für die persönlichen Sachen. Diese beschränkten sich auf wenige individuelle Gegenstände wie Tagebücher oder Familienbilder. Alles andere gehörte zur Grundausstattung des Soldaten. Gegenüber der Betten fanden sich weitere Regal und Kleiderhaken. Die dort aufgehängten Gegenstände schluckten wenigstens den Schall der zwischen den nackten Betonwänden Umherschalte. Ich vermag mir gar nicht vorzustellen, wie das Schnarchen der Soldaten geklungen hat. Dies ist mittlerweile über 80 Jahre her und heute tropft einzig das Wasser von der grauen Betondecke, welches seine eigene sanftere Melodie spielt.
Ich betrat die Küche der Bunkeranlage am Ende des Flurs und für einen kurzen Augenblick kam es mir so vor, als wäre ich nicht mehr in einem Bunker. Es fehlten nur die Fenster und mit ihnen das warme einfallende Licht. An der linken Wand stand ein alter, mit Holz betriebener Herd, welcher sofort in den Fokus rückte. Auf der gegenüberliegenden Seite hingen Regale. Oder gehörten Sie zur Bunkerwand? Sie sahen aus, als wären sie in einem Stück mit der Wand gegossen sein. Gleiches traf auf den Waschtisch und die Arbeitsplatte zu. Spätestens jetzt war klar, dass ich mich noch immer im Bunker befinde. Selbst die Kücheneinrichtung bestand aus Stein und Beton. Ganz gewiss hatte jeder Soldat sein eigenes Essgeschirr aus Aluminium oder Blech. Den wäre beim Abwaschen das Geschirr am harten Beton angeeckt, hätte Porzellangeschirr dies nur mit Glück überlebt. Im schummrigen Licht der kleinen Schildkröten artigen Lampen kam es vermutlich öfter zu solchen Situationen. An der massiven Stahlbetondecke klebt bis heute der Ruß aus vergangenen Zeiten und verleiht dem original eingerichteten Raum seinen eigenen Charme.
Der Besuch dieser Abri überraschte mich positiv. Oft besuchte ich Anlagen dieser Art und genauso oft wurde ich schon enttäuscht. Ich fand leergeräumte oder von Vandalen zerstörte Bunker. Oftmals stand ich vor verschlossenen Türen und kam nicht hinein. Umso mehr erfreute mich die hier vorgefundene Abri und dessen ausgezeichneter Zustand.
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Glück Auf!