Gipsgrube Wilder Verzug - Badenweiler

Gipsgrube Wilder Verzug

Wir standen bereits oft im vorderen Stollenbereich mit seinem beeindruckenden Toussaint-Heintzmann-Ausbau. Jenen ringförmigen Ausbau habe ich in dieser Region in der Form noch nie gesehen. Besonders groß war also das Interesse für diesen Tiefstollen der ehemaligen Gipsgrube.

Bei vorangegangenen Besuchen war klar, dass es hier ohne Wathose oder Schwimmhilfe nicht weitergehen würde. Es stellte sich immer wieder die Frage, was kommt hinter dem Verbruch, welcher das Wasser anstaut?

Nun war es an der Zeit, dieses Fragezeichen von der Karte zu radieren. Der nächste Besuch sollte das technische Know-how und die Manpower mitbringen. Vorsichtig aber zielstrebig bewegten wir uns über den Verbruch. An dessen Ende ging es schließlich in kühle Nass. Der zähe Schlamm umschlang unsere Stiefel und der Wasserpegel reichte bis zur Oberkante unserer Wathosen. Hier änderte sich nicht nur der Wasserstand, sondern ebenfalls die Ausbauart.

Statt dem ringförmigen Stahlausbau verwendete man einen starren Türstockausbau. Stempel und Kappe bestanden aus massivem Stahl. Hierfür kamen entweder ausgediente Eisenbahnschienen oder Kappenstahl zum Einsatz. In diesem Fall kamen die Schienen aus der Burbacher Hütte in Saarbrücken. Gefertigt im Jahr 1901 für den Bahnverkehr, kamen sie nach Ende ihrer Einsatzzeit im Bergbau zur Nutzung.

Der Ausbau wurde in kurzen Abständen gestellt und der Verzug an der Firste bestand aus Stahlplatten, alten Gleisen und zahlreichen anderen Stahlprofilen. Der Blick auf die Stöße zeigte ein ähnliches Bild. Als Verzug dienten Gleise, Rohre, Stahlplatten, Stahlprofile, Bleche und verschiedene Hölzer. Auf dieser Strecke tat man wirklich alles, um dem Bergdruck entgegenzuwirken.
Der Stollen besaß ein leichtes Gefälle in Richtung Mundloch, dies ermöglichte das natürliche Abfließen des Grubenwassers. Für uns bedeutete es sinkende Pegel, je weiter wir in den Berg vordrangen. Doch mit dem sinkenden Wasser stieg etwas anderes. Etwas geruchloses, welches unsichtbar in unserer Atemluft lag. Der Voralarm unseres Gaswarngeräts löste aus und zeigte uns die Anwesenheit von CO2 an. Zudem tat sich vor uns ein weiterer massiver Verbruch auf. Die letzten sechs Stahltürstöcke haben sich in die Sohle gebohrt und stuften nun leicht nach unten ab. Am letzten sichtbaren Türstock hat der gesamte Verzug dem Bergdruck nachgegeben. Aus der Firste und den Stößen hat sich eine sedimentartige Masse in den Stollen ergossen. Hier war absolut kein Weiterkommen mehr möglich und wir machten uns langsam wieder auf den Rückweg.

Leider kam es über den 250 Meter langen Tiefstollen zu keiner Förderung. Der Grubenbetrieb sollte kurz nach der Fertigstellung in den 60er-Jahren eingestellt werden. Erzählungen berichten von einem Bremsberg am Ende des Tiefstollens. Bis zu diesem konnten wir allerdings nicht vordringen.

Album „Gipsgrube Wilder Verzug“ erstellt am 20.12.2020 von Trümmer Lümmler
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