Wer denkt, dass das Schlaraffenland nicht existiert, der irrt. Durch die Strecken fließt Schlamm so weiß wie Milch und gelb wie Honig. An den Abzweigen trifft Honig auf Milch und so fließen sie gemeinsam durch die dunklen Stollen bis auf unterste Sohle.
Um dieses wunderbare Schauspiel zu sehen, muss zuerst der Abstieg bewältigt werden. Über einen schmalen Felssteg geht es zur ersten Abseilstelle. Links und rechts liegen große dunkle Hohlbaue, welche das Licht unserer Lampen aufsaugen. Am Ende des Stegs haben wir unsere Anker gesetzt. Man traut doch lieber dem eigenen Material als den wackeligen Überbleibseln wildfremder Leute. Das Bild oben zeigt die erste Abseilstelle von unten. Rechts das Ende des Stegs. Von dieser Sohle heißt es dann noch einmal abseilen. Ich denke, die gesamte Abseilstrecke lag bei circa 45-50 Meter. Wobei es die zweite schon mehr in sich hatte. Zu Anfang ging es an der zweiten Abseilstrecke etwas schräg runter bis zur Kante. Dort konnten wir uns in die Wand hängen, den Seilschoner einbauen und freihängend am Rande einer circa 40 Meter hohen Abbauhalle abseilen. Beim eindrehen in die Halle war das gesamte Ausmaß des Thüringer Hohlbaus zu sehen. Ein riesiger schwarzer Hohlraum tat sich vor mir auf. Meine Mitbefahrer sahen aus der Höhe nur noch klein aus und mein Geleucht hatte Probleme diesen auszuleuchten.
Glatte Schieferwände, bunte Versinterungen und Bremsberge im Schieferbergbau
Besonders spektakulär war die dritte Sohle anzusehen. Überall Versinterungen, ockerfarbene Stalaktiten an der Firste und den Stößen. Hier stand der Schlamm bis knapp unter die Knie. Oberflächlich war der Schlamm weiß und an anderer Stelle wieder gelb. Durch unsere Bewegungen löste sich die weiße Schicht und lief mit dem Grubenwasser den Stollen entlang. An den Stellen wo das Wasser sichtbar floss, konnten wir ganz klar erkennen, dass das Wasser vollständig weiß war. Im Bremsberg zur dritten Sohle floss das Wasser weiß wie Milch zur nächst tieferen Sohle hinab.
Hier noch der Bremsberg zur vierten Sohle. Ja man muss schon zweimal hinsehen, aber es ist ein Bremsberg und kein Organ, oder gar eine Raucherlunge. Dieser in gelb und schwarz getauchte Bremsberg machte einen nahezu lebendigen Eindruck. Besonders interessant war eine alte hölzerne Treppe. Leider war die vierte Sohle abgesoffen und konnte nicht mehr befahren werden.
Das Leben findet immer einen Weg. Selbst in den dunkelsten und kältesten Stollen versucht es seine Kraft zu entfalten. Was dieser kleine Keimling uns unter Beweis stellte. Auf einer Zwischensohle stand er mitten im Stollen. Vielleicht wurde er eingespült, oder an den Schuhen anderer Befahrer eingetragen. Leider reichte es nur zum Keimen, denn ohne Tageslicht wird dieser kleine Keimling leider nicht überleben. Doch werden seine Reste den Nährboden für Pilze bilden und das Leben beginnt so von Neuem.
Glück Auf!
…sehr schöne Bilder (beeindruckend) 😊 !!! MfG. René
Glück Auf René und vielen Dank. Gruß nach Thüringen