Die Schiefergrube Barbaras Treppchen ist ein Paradebeispiel für das Rheinische Abbauverfahren. Zum Überwinden der entstehenden Höhenmeter, schufen die Bergmänner Treppen, die ihresgleichen suchen. Einige erreichen Höhen von über 30 Meter und verbinden so die zwei Sohlen der Schiefergrube noch bis heute.
Auf die Spur gekommen
Eine Wanderung hoch über dem Rhein brachte uns bereits 2019 auf eine schriftliche Übermittlung zu dieser Grube. Natürlich war unser Interesse geweckt, allerdings ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht welche Bergmannskunst im Berg verborgen lag.
Auf Eckdaten wie Betriebszeit oder ähnliches werde ich in diesem Beitrag verzichten und das Augenmerk auf das angewandte Abbauverfahren und die Trockenmauerungen legen.
Das Abbauverfahren
Anders als im Thüringer Hohlbau war es in den rheinischen Schiefergebieten nicht ohne weiteres möglich, den Abraum auf Halde zu kippen. Oftmals lagen die Gruben in unmittelbarer Nähe zum Rhein oder in engen Tälern. Insgesamt fehlte es in den Abbaugebieten an unbebauten respektive geeigneten Plätzen für den Abraum.
Wo wir in Thüringen durch riesige Hohlbaue laufen, die Höhen von bis zu 60 Meter erreichen, finden wir diese im Rheintal nur selten. Das heißt aber nicht, dass die Abbaue im Rheintal weniger große Ausmaße annahmen. Bis heute sind die Schieferhalden in den Revieren des rheinischen Schieferbergbaus sichtbar. Doch ist dies bei weitem nicht alles. Vor allem im Rheintal war es unabdinglich, so viel Haufwerk wie möglich im Berg zu belassen.
Der anfallende Abraum bei der Dachschiefergewinnung überstieg den nutzbaren Anteil um ein Vielfaches. Nach Gewinnung und Verarbeitung blieb lediglich 10% nutzbarer Dachschiefer. Allein beim Abbau des Gesteins fiehlen 60% unnutzbares Material an. Weitere 30% folgten beim weiterverarbeiten und zurichten der Schindeln. So blieben schließlich nur noch 10% Schiefer für Bedachung und Wandverkleidung übrig. Der Schiefer wurde ebenso für Hausfundamente und Stützmauern genutzt, in verarbeiteter Form kam er als Mauerstein für Gebäudefassaden zum Einsatz.
Seine hervorragende Schichtbarkeit fasziniert bis heute und ist gerade in der Grube Barbaras Treppchen zu bewundern.
In erster Linie dienten die geschichteten Mauerungen dem Abstützen der Packlage. Also dem losen unbrauchbaren Material, welches bei der Gewinnung anfiel. Aber betrachten wir die verschiedenen Mauerungen mit einem ästhetischen Auge, sind diese viel mehr als nur eine Stützmauer neben der Richtstrecke. Es finden sich wundervolle Bogenmauerungen, sanfte Rundungen oder äußerst geradlinige Mauerverläufe von vielen Metern Länge. Vielleicht nehme ich die Mauerungen von Berufs wegen etwas anders wahr. Dennoch glaube ich, dass bereits jeder Befahrer vor einer Trockenmauerung stand, die ihn in Erstaunen setze. Wenn dieser erstaunte Blick nun noch von einer geschwungenen Schiefertreppe in die Höhe gelenkt wird, muss man den Bergmännern für ihre notwendige und doch ästhetische Arbeit Respekt zollen. Stein auf Stein und Schicht auf Schicht fügt sich ein Stein neben den anderen zu einem riesigen Gesamtbild.
Im folgenden Bild ist ersichtlich wie die Mauerung den Abbau von der Strecke trennt. In diesem Fall die Richtstrecke welche parallel zur Lagerstätte verläuft, verbindet das Mundloch mit dem Abbau und den Querschlägen.
Links im Bild ist die Richtstrecke zu erkennen. Rechts daneben verlief die Lagerstätte mit dem abbauwürdigen Schiefer. Der Abbau wurde von hier nach oben vorgetrieben. Dieses Verfahren nennt sich Firstbau. Hierbei wuchs der Abbau von unten nach oben. Mit dem Schiefer der nicht für die Weiterverarbeitung geeignet war, wurde die Mauerung samt Treppen erstellt. Die Mauerung wuchs so stetig mit dem Abbau in die Höhe. Anfangs war die Mauer nur wenige Steinreihen hoch. Schließlich erreichte sie die Firste der Richtstrecke. Die Mauerung und das dahinter aufgefüllte Material bildeten so ein immer wachsendes Podest. Von diesem konnten die Bergmänner den Abbau immer weiter in die Höhe vortreiben. Die dabei entstandenen Treppen dienten als Fahrweg und zur Bewetterung der Abbaue.
Der Schiefer für die Weiterverarbeitung wurde in handlichen Platten durch einen eigens dafür freigelassenen Schacht heruntergeworfen. Der Schacht wuchs wie die Treppen mit dem Abbau in die Höhe. Eine Seite des Schachts bildete meist der Stoß, welcher auf die Strecke führt. Die anderen drei Seiten erfolgten mit Trockenmauerungen. Die Schachtseite auf der die Platten hinab rutschten, legten die Bergmänner mit Hölzern aus. Die so hinabgerutschten Schieferbrocken verlud man auf der Strecke in einen Förderwagen und fuhr sie nach Übertage zur Weiterverarbeitung.
Die Abbaue im Rheintal nahmen mit dieser Methode also gleiche Ausmaße an wie viele Thüringer Holbaue. Wie bereits erwähnt sind es in der Grube Barbaras Treppchen über 30 Meter überwundene Höhe. Durch Erschließung einer zweiten Sohle mit anschließendem Mundloch war ebenfalls eine bessere und natürliche Bewetterung gegeben. Frische Wetter ziehen über die 1 Sohle ein, strömen über die Treppen und Schächte in die Abbaue, bis sie schließlich über die 2. Sohle wieder ausströmen(je nach Wetterlage). Diese natürliche Bewetterung funktioniert bis heute. Voraussetzung für die Funktionalität sind lediglich intakte Strecken und Mundlöcher ohne Verschluss durch Verbruch oder ähnlichem.
Trockenmauern
Des Weiteren ist der Verband der Mauersteine ein ausschlaggebender Faktor und beeinflusst maßgebend die Standfestigkeit der Mauer. Die Steinreihen werden so geschichtet, dass keine übereinanderliegenden Steinreihen sogenannte Kreuzfugen bilden. Schichtungen die wiederum T-Fugen bilden sind bei unterschiedlichen Schichthöhen unvermeidbar. Die roten Markierungen zeigen die ungewollten Kreuzfugen, während die grünen Markierungen die unumgänglichen T-Fugen kennzeichnen.
Die so erstellten Trockenmauern bilden schließlich den fehlenden Stoß der Richtstrecke zum Abbau. Der so künstlich entstandene Stoß(Seitenwand) nimmt den stoßseitigen Druck auf und hält das Haufwerk zurück. Ohne diese trocken geschichtete Stützmauer würde das Haufwerk in die Strecke eindringen.
Bogenmauerungen
Die Bogenmauerung nimmt hauptsächlich Druck von oben auf und gibt ihn auf die Seiten ab. Dies wird nötig, wenn eine Strecke durch den Abbau führt und rundum mit Haufwerk versetzt wird. Dabei entstehen als erstes die stoßseitigen Trockenmauern links und rechts. Sind diese seitlichen Stützmauern hinterfüllt, kann eine Bogenform zum Einsatz kommen. Die Form stützt die darauf gelegten Steine, bis sich die Aufreihung in der Mitte trifft.
Die rote Markierung zeigt die Bogenform und die grünen Markierungen stellen Abstützungen dar. Wird nach Zusammenschluss der Steine die Bogenform entfernt, wollen die Steine nach unten. Da sie aber formschlüssig eingefügt wurden, stützen sie sich gegeneinander und können nicht nach unten. Dieser Effekt verstärkt sich wenn der Bogen von oben mit Haufwerk angefüllt wird. Die blaue Markierung zeigt das Haufwerk nach dem Anfüllen der Stöße und des Bogens.
Quetschholz
Da die Stöße solcher Bogenmauerungen relativ starr sind und großen Druck aushalten müssen, war es oftmals vonnöten sogenannte Quetschhölzer in die Mauerung zu integriert. Dafür wurden dicke Hölzer entlang der Strecke eingebracht. Sie ersetzen gewissermaßen eine Steinreihe und konnten den hohen Druck kompensieren. So erhielt der starre Ausbau eine gewisse Nachgiebigkeit. Lieber vermag das Holz nachzugeben als dass der Druck den Ausbau zerstört.
Durch dieses effiziente Zusammenspiel der einzelnen Techniken und der Nutzung der verschiedenen Drücke haben viele Mauern im Altbergbau die Zeit überlebt.
Hallo Trümmer Lümmler! 🙂
Würdest Du den interessierten Lesern verraten um welche Region in Deutschland es sich bei diesem Bergwerk handelt?
Glück Auf!
Hallo und Glück Auf,
als erstes Danke für deinen Kommentar. Die Region möchte ich allerdings nicht weiter eingrenzen, der Text gibt bereits genug Anhaltspunkte her.
Glück Auf