Dieses Bergwerk befindet sich tief im Alten Mann und stellt hohe Ansprüche an den Befahrer. Ein umfangreiches Wissen in Seiltechnik ist hier absolut notwendig. Es müssen sechs Abseilstrecken überwunden werden. Das abseilen ist allerdings die eine Sache. Es gilt ebenso den Aufstieg zu bewältigen und dieser zehrt an den Kräften. Eine gute körperliche Verfassung ist wichtig und Platzangst darf keine Rolle spielen. Zu Anfang geht es durch eine relativ enge Felsspalte; mit einem Rucksack auf dem Rücken ist ein durchkommen kaum möglich.
In der Grube wurden Mineralien wie Quarz, Baryt, Zink und Bleiglanzbutzen abgebaut. Der Vorstoß tief in den Erzgang erfolgte über mehrere Schächte die durch den Abbau führten.
Gefahr bei Wolkenbrüchen
Oben auf dem Berg befindet sich ein beliebter Wanderpfad, welcher bei unserem Besuch gut besucht war. Ein kleines Bachbett zieht sich durch das Tal. Bei unserem Besuch war es trocken. Doch sobald es regnet, kommt das Wasser der umliegenden Hänge zusammen und fließt direkt in die Grube. Man kann auf allen Sohlen erkennen, wie das Wasser durch die Grube fließt und Erdreich einschwemmt. Durch den Wasserfluss kann es schnell gefährlich werden, bei Wolkenbrüchen gilt äußerste Vorsicht.
Die erste Befahrung
Mit gesamt 220 Meter Seil in verschiedenen Längen und jeder Menge Anschlagmaterial machten wir uns auf den Weg. Es ging durch den Wald in Richtung Einstieg der ehemaligen Grube. Vorbei an einem Aussichtspunkt, welcher von Touristen gern genutzt wird. Eine kleine Brücke führt über ein tiefes ausgeerztes Quarzriff. Die Brücke ist Teil eines Kurwegnetz der Kurklinik Hausbaden über den Alte Mann.
Zu Anfang möchte ich noch einmal anmerken, dass der Verhau kein Spielplatz ist! Unmittelbar hinter dem Einstieg in die Felsspalte geht es bereits abwärts. Hier ist äußerste Vorsicht geboten. Ebenfalls ist zu beachten, dass bei anstehenden Starkregen oder Wolkenbrüchen von einer Befahrung abgesehen werden sollte. Die Grube kann viel Wasser führen und in Teilen schnell volllaufen. Bei Starkregen füllt sich das Stockmattbächle und läuft direkt in die Grube.
Zu Beginn sollte es circa 60 Meter in die Tiefe gehen. Der Abstieg erfolgte durch die Felsspalte. In der Spalte bildete eingespültes Geröll zwei kleinere Podeste. Sie boten zwar die Chance zum verschnaufen, stellten aber ebenso ein Hindernis dar. Dies sollten wir beim Aufstieg merken. Auf dem letzten Stück der ersten Abseilstrecke glitten wir am Seil durch die enge Felsspalte hinab in eine riesige Abbauhalle. Der ausgeerzte Erzgang zeigte sich uns in seiner ganzen Mächtigkeit.
Es war atemberaubend, in welchem Ausmaß hier Mineralien wie Quarz, Baryt und Bleiglanzbutzen tief im Berg abgebaut wurden. Zum Teil fanden sich Bühnenhölzer, welche von Bergmännern gesetzt wurden. An anderer Stelle sind allerdings nur noch die Kerben im Fels erkennbar. Das Holz ist bereits verrottet und wurde vom Wasser weggespült.
Im weiteren Verlauf der Tour ging es immer tiefer in den Berg. Dafür benötigten wir weitere Seile mit den Längen 30, 20, 30, 40 und 10 Meter. Einige Abseilstrecken führten an großen Trockenmauern vorbei, wovon einige viele Meter hoch waren. Beim Abseilen entlang dieser Mauern entdeckte ich immer wieder Mineralisierungen und kleinere Drusen. Um welche Mineralien es sich handele, entzog sich meiner Kenntnis. Das Gebiet überlasse ich lieber den Experten. Am Boden lagen viele ausgespülte Steine. Sie sahen aus wie abgestorbene Mineralien oder der Pilz Krause Glucke (Fette Henne).
Wir benötigten für den Abstieg insgesamt 5 Stunden inklusive Essenspause, in jedes Loch schauen, den alten Mann bestaunen und Anschlagpunkte setzen. Auf der untersten Sohle konnten wir längere Strecken finden. Ansonsten wirkte alles wie ein riesiger Abbau mit kurzen bis gar keinen Strecken. Ein Teil der Strecke mit circa 10 Meter Länge sollte uns allerdings vor größere Schwierigkeiten stellen. Die Strecke führte 40 cm tiefen Schlamm, der extrem klebrig war. Es zog uns regelrecht die Gummistiefel aus. Das vorankommen gestaltete sich als extrem schwierig.
Schließlich gelangten wir an einen schier unendlich hohen Schacht. Er war sauber in den Fels getrieben und ein Ende war nicht zu erkennen. Hier unten am Grund des Schachts war noch einmal Zeit für eine kleine Pause und um in sich zukehren.
Kurzvideo von einem sehr tiefen Schacht in der Mine Old Man Rock
Um 18.15 Uhr machten wir uns auf den Rückweg. Nachdem die ersten drei Abseilstrecken überwunden waren und das Material in den Rucksäcken wieder mehr wurde, wollten wir nur noch an die frische Luft. Uns beschlich das Gefühl, dass mit jedem Seilmeter mehr im Rucksack, dieser an etlichen Kilos zunahm. Alle Seile waren durchnässt und um ein Vielfaches schwerer als beim Einbau. Jetzt gelangten wir an den Punkt, an dem uns die Grube alles abverlangte. Der Minutenzeiger zog konsequent seine Runden und unsere humanen Akkuzellen entleerten sich Zusehens. Da hilft nur eins. Langsam und Schritt für Schritt vorwärts. In der Ruhe liegt die Kraft!
Irgendwann waren die ersten vier Abseilstrecken überwunden. Von über Tage sank frische und wohlriechende Luft herab in die Grubenbaue. Jeder von euch der nach etlichen Stunden ausfährt, kennt den lieblichen Duft von frischer Waldluft. Für mich persönlich kann Waldluft nicht intensiver und reinlicher sein als in diesem Moment.
Jetzt galt es die längste der Abseilstrecken zu überwinden. Unter uns hingen die schweren Seilsäcke mit den nassen Seilen. Vor uns fast 60 Meter Aufstieg und zwei Umstiegsstellen.
Ein schöner und anstrengender Tag in der Mine Old Man Rock, Glück Auf!
Super interessant
Ein wirklich interessanter Beitrag und Respekt dass ihr es bis unten hin geschafft habt. Oben an der Wanderhütte habe ich schon oft gesessen, dank deinen Bildern weiß ich jetzt auch wie es unter mir aussieht. Mir wäre das viel zu gefährlich und daher danke fürs zeigen. LG Henri
Nice Trip in the Underground… keep it up 🙂
Hab schon oft in den Schacht zur ‚Schwefelhöhle‘ geschaut, würde mich da aber nie und nimmer runter wagen… danke fürs zeigen.. 😉
Hallo Reiner, ja der Schacht zur Schwefelhöhle ist auch sehr tief. Oben im Video kann man ja gut sehen wie weit es dort hinauf geht, einfach unbeschreiblich. LG