Das Erzbergwerk reiht sich ganz vorn in meine Befahrungen ein. Die Grube gefiel mir damals auf Anhieb. Direkt nach dem Einfahren auf der Mittelstollen-Sohle bewegte ich mich auf den Füllort zu. Vor mir tauchten als erstes die riesigen Rollenschnauzen des Erzbunkers auf. Zwei eng aneinander liegende Rollen aus Stahl, die ihre Schnauzen in die Strecke recken. Weiter hinten erschien im Lichtkegel der mächtige Blindschacht, welcher einst bis auf die 2. Tiefbausohle reichte. Die Erzrollen und der Blindschacht 1 stehen in einer großen, aus Ziegeln gemauerten Gewölbehalle. Untertägige Gewölbemauerungen in diesem Umfang sieht man nicht jeden Tag. Jede Ziegelreihe untermauerte die Wichtigkeit dieses Füllorts. Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es noch besser kommen sollte.
Leicht versetzt aber dennoch genau über uns befand sich die Bunkersohle. Viele Versuche diese zu erreichen, waren bisher gescheitert. Ein Aufstieg am Seil im Blindschacht 1 brachte nur die Erkenntnis, dass selbiger mit einer Betonplatte abgedeckt wurde und keine Möglichkeit zum Aufstieg bot. Der Versuch, eine Leiter durch die Rollenschnauzen des Erzbunkers zu bekommen, die lang genug war, stellte sich als ausweglos heraus. Viel zu hoch war der Erzbunker im Inneren. Die Wände aus harten und glatten Schlackensteine boten keinerlei Halt.
Erst im Jahr 2017 sollte es endlich so weit sein. Mit einer ausgefeilten Technik und viel Teamwork war es möglich, den Erzbunker zu erklimmen und in die Bunkersohle vorzudringen.
Die gesamte Bunkersohle stand wie der Füllort der Mittelstollen-Sohle im Ziegelgewölbeausbau. Da wir seit langem die Ersten hier oben waren, zeigte sich die Sohle vollkommen unberührt. Die rot gelben Ziegelsteine verliehen der Bunkersohle ihre ganz eigene Lichtstimmung. In der Ferne war bereits der Blindschacht zu erkennen. Rechts davor die Rampe der Kettenbahn und am Stoß die Anschlagtafel des Schachts. Am östlichen Ende lag der Fördermaschinen-Raum und anschließend der Seilberg mit den Seilscheiben an dessen Ende. Insgesamt ist der Querschnitt der Bunkersohle etwas geringer als der darunter liegenden Füllort der Mittelstollen-Sohle.
Der Blindschacht 1 reichte einst von der Mittelstollen-Sohle(150 Meter Sohle) bis auf die II Tiefbausohle (300mS). Das abgebaute Erz wurde aus verschiedenen Sohlen auf die Bunkersohle gehoben. Dort konnte es an der Kippstelle in den Erzbunker gekippt werden. So war es möglich, etliche Tonnen an Erzen zwischenzulagern. Über große Rollenschnauzen konnten dann später die Förderwagen auf der Mittelstollen-Sohle gefüllt werden. Theoretisch kann man sich den Erzbunker als riesigen Zwischenspeicher vorstellen, der einen reibungslosen Betriebsablauf gewährleisten sollte.
Folgend habe ich eine kleine Zeichnung angefertigt. In dieser wird ersichtlich, wie das Erz von den tieferen Sohlen über den Blindschacht 1, auf die Bunkersohle gefördert wird. Auf der Bunkersohle wurden die Förderwagen wahrscheinlich mittels Kreiselwipper oder einer anderen Kippvorrichtung in den Erzbunker entleert.
Bild 1 zeigt den Blindschacht 1 auf der Mittelstollen Sohle. Auf Bild 2 siehst du die Einfülllöcher des Erzbunkers von der Bunkersohle aus. Das dritte Bild zeigt die Rollenschnauze des Erzbunkers auf der Mittelstollen-Sohle.
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Weg von der Bunkersohle und Mittelstollen Sohle hin zu den anderen Sohlen der Eisenerzgrube. Die Bergstollen-Sohle bot mir wunderbare Einblicke in den deutschen Türstockausbau. Es fanden sich etliche Streckenmeter, welchen mit Türstöcken ausgebaut wurden. Der Türstockausbau unterteilt sich in drei Ausführungen. Als erstes wäre der deutsche Türstock zu nennen, wie er auf den folgenden Bildern zu sehen ist. Dann ist noch der polnische und der schwedische Türstock zu nennen. Alle drei Arten unterscheiden sich in der Verbindung zwischen Kappe und Stempel. Die Anwendung der unterschiedlichen Arten hängt zum Teil von der Richtung des aufzuhaltenden Drucks ab und ist sehr stark landschaftsgebunden. Eins haben jedoch alle drei Arten gemeinsam. Sie bestehen aus einer Kappe und den Stempeln (Beinen). Wer sich in das Thema Ausbau etwas einlesen möchte, dem empfehle ich den Heftband „Der Erzbergmann“ von Alfons Schwieczek. In diesem Fall das Heft 10 – Grubenausbau.
Die Geschichte der Hunde
Zu diesen zwei Bildern möchte ich eine kurze Geschichte erzählen. Lange haben wir uns gefragt, warum im Mundlochbereich der Grube kleine Hunde aus Porzellan einbetoniert sind. Die Porzellanhunde befanden sich unmittelbar nach dem Mundloch am rechten Stoß. Dort wurden sie in kleinen Nischen der Ziegelmauer festgeklebt.
Während einer Führung in einer anderen Eisensteingrube, wurde erzählt, dass die Hunde von den Bergmännern dort positioniert wurden. Die Männer wollten damit ihren Steiger ärgern. Dieser hieß mit Nachnamen Hund. Daher machten sie sich den Spaß und betonierten dort die kleinen Hunde. Hat der Steiger die Hunde entfernt, wurde von der in unmittelbarer Nähe liegenden Porzellanfabrik Nachschub geholt. Noch heute sind die Hunde dort zu sehen. Doch muss man mit offenen Augen durch die Strecken laufen. Gern verstecken sie sich in den kleinen Nischen der Ziegelmauer.
Mit der Verwahrung im Jahr 2017 zog wieder Ruhe in die Grube ein und die Salamander können ihr Leben weiter ruhig und entspannt genießen.