Ein kleiner unscheinbarer Stollen, der nach wenigen Metern für einen erhöhten Puls und Schweiß auf der Stirn sorgt. Im hellen Lichtkegel der Taschenlampe eröffnet sich ein schier unendlich wirkender Stollen. Geradlinig und elegant ausgebaut, weist dieser den Weg ins Erzlager. Ein wahrer Traum für jeden Altbergbaubegeisterten und doch ertönt nach nur wenigen Metern das Alarmsignal des Gaswarngeräts.
Das Erzlager, welches der Tortenstollen anfährt, ist seit dem Jahr 1716 bekannt. Zu dieser Zeit fanden allerdings keine größeren Anstrengungen statt. 130 Jahre später grub man beim Bau einer Eisenbahnlinie das Lager erneut an. Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass hier größere Vorkommen von Brauneisenerz lagerten. So wurde 1857 die Erzgrube errichtet und der Tortenstollen vorangetrieben. Nur 2 Jahre später stand die Gruben voll in Betrieb und eine Besetzung von 25 Mann förderte das Erz zu Tage.
Heute endet der Stollen kurz nach der Stelle, an dem sich früher das große Erzlager befand. Die Strecke ist an diesem Punkt verbrochen. Zwar hatte in der Vergangenheit jemand versucht, die Stelle aufzuwältigen, scheiterte aber offensichtlich an dem nassen und klebrigen Material, das in die Strecke gespült wurde. Die schlechten Wetter mit ihren 2,5% CO2 gestaltet das Unterfangen zusätzlich schwieriger.
Vom Mundloch gesehen, sind es etwa 400 Meter zu diesem Verbruch. Auf der befahrbaren Strecke zeigt sich der Stollen in ganzer Pracht. Ein großer Teil der Strecke ist mit Natur- und Ziegelstein ausgebaut. Bei ⅔ der Streckenhöhe vereinigen sich die Materialien zu einer Bogenmauerung. Die Sohle ist äußerst nass und klebrig. Die feinen eingespülten Sedimente machen das Vorankommen schwer und diese Situation ändert sich im Streckenverlauf nicht.
Parallel zum Hauptstollen verläuft ein um etwa 2 Meter höher gelegener Stollen. An dessen Anfang findet sich ein Betonformteil mit kreisrundem Ausschnitt. Es ist davon auszugehen, dass hier ein Ventilator für die Bewetterung installiert war. Der Querschnitt des Parallelstollens ist deutlich kleiner. Außerdem fällt er in Richtung Grubeninneres ab. Drei Querschläge verbinden den Parallelstollen mit dem Hauptstollen. Allerdings sind die Querschläge mit Trockenmauerungen zugesetzt, was im späteren Grubenbetrieb den Wetterzug lenken sollte. Gegenüber der einstigen Querschläge grenzen zwei kleinere Abbaue an den Parallelstollen an.
Zurück auf den Hauptstollen. Am Ende des Bogenausbaus findet sich am Stoß eine Steintafel mit der Jahreszahl 1927 und dem Namen M. Gnann. Hier endet der aufwendige Streckenausbau und geht in anstehenden Fels über.
Im weiteren Streckenverlauf stützen einzelne Trockenmauerungen die Stöße. Zwei Streckenabschnitte mussten auf wenigen Metern mit Türstockausbauten gesichert werden. Dabei kamen in kurzen Abständen Türstöcke aus massiven Stahlschienen zum Einsatz. Der firstenseitige Verzug erfolgte mit stählernen Wellplatten. Der Verzug zu den Stößen wurde mit Holzbrettern umgesetzt. Die Bretter sind längst verrottet und das anfangs zurückgehaltene Material drückt in die Strecke. Durch das eindringende Material hat sich der Stellenquerschnitt an dieser Stelle deutlich verringert. Hinter dem Schuttkegel staut sich das ohnehin ständig präsente Co2 an. Lag der Kohlendioxidwert vor dem Schuttkegel bei 1,5%, so stieg er dahinter auf über 2% an.
Im weiteren Streckenverlauf gelangt man zum 4. Querschlag, welcher sich direkt am Erzlager befindet. An dieser Stelle sind Hauptstollen und Querschlag nur noch auf wenigen Metern befahrbar. Die Brüche sind auf dem Riss eingezeichnet. Ebenfalls der kleinere Parallelstollen trifft auf den 4. Querschlag und entwässert über diesen (blaue Pfeile im Riss). In geduckter Haltung gelangt man über den Parallelstollen zu den kleineren versetzten Abbaukammern.
Nachdem der Abbau in den Kammern eingestellt wurde, verfüllte man diese mit Versatzmaterial. Die Versatzmauerungen, welche auf den Bildern zu erkennen sind, trennen die verfüllten Abbaue vom Stollen.
Hier nimmt der CO₂-Gehalt in der Atemluft ungemütliche Größenordnungen an und die Erkundungstour endet an dieser Stelle. Weitere Teile des Tortenstollens verweigern uns den Einblick. Es ist unklar, ob hier je neue Bereiche erschlossen werden können.